Zwanzig Jahre Röda

Als flexibler, junger Bursche tat er das auch gerne und so- mit waren wir als Band komplett – Gitarre, Bass, Schlag- zeug – das klassische Rock Trio! Ein Name für die Band musste natürlich auch gefunden werden. Wir probten damals in einem Raum, der zuvor von Konrad Hiaslmayr bewohnt worden war. Gerüchten zufolge war besagter Konrad Hiaslmayr ein Mitglied der kommunis- tischen Partei und Laienpriester bei den Zeugen Jehovas. Wie gesagt, Gerüchte. Da auf der Türe unseres Proberaumes Konrad Hiaslmayr stand, benannten wir uns kurzer Hand nach ihm. Die Konrad Hieslmayr Combo, kurz K.H.C. Da wir musikalisch zu ungebildet waren um Songs zu co- vern, komponierten wir (ha ha!) von Anfang an eigene Songs, natürlich sehr punkig angehaucht. Meistens ein sehr primitiver 4/4 Takt, aber Hauptsache laut. Ich den- ke, wir waren zu dieser Zeit eine der ersten Rockbands in Steyr. Aber die Szene war äußerst lebendig und bald gab es in Steyr eine stattliche Anzahl an Bands. Aber nicht nur Bands schossen aus dem Boden, auch Lo- kale wie das Treffpunkt am Ennskai, das Klirr im Steyrdorf, das Radio Hanoi in der Nähe des Roten Brunnen. Alles coole Lokale mit viel Musik. Eines unserer Stammlokale war das Syndrom in der Haratzmüllerstraße, leider auch schon lange Vergangenheit. Großer Dank für viele lange Nächte an den Besitzer „Syndrom-Peter“! Unsere Heimat war der Wehrgraben. Der Proberaum unse- rer Band war bei mir zu Hause in der Fabrikstraße. Nach den Proben gingen wir oft ins Knapp am Eck. Unser Gitar- rist Maus wohnte gleich neben dem Gasthaus zum Anker (heutiges Chinarestaurant Sinorama). Das waren auch un- sere ersten Auftrittsorte. Im Knapp am Eck waren ab und zu Jazz Konzerte, aber ich glaube, wir waren die einzige Rockband, die Otto Klement, der Kultiwirt, in seinem Lokal auftreten ließ. Im Gasthaus Knapp am Eck gibt es übrigens das beste Schnitzerl der Welt! Natürlich war das Gasthaus zum Anker auch eine sehr kultige Gaststätte, Heimat der Zuhälter und Gaifahrer (ein heute ausgestorbenes Gewerbe). Die Besitzer, Dorli und Peppi Türk, hatten uns in ihr Herz geschlossen. Und so durften wir dort Konzerte geben, aber auch für andere Bands Konzerte organisieren. Ebenso die Bewegung um den Kulturverein Kraft-Werk veranstaltete dort am Anfang ein oder zwei Konzerte, bevor sie Ihr Quartier im Keller des Schmollgruber Hauses am Stadtplatz beziehen konnten. Gut in Erinnerung ist mir noch unser erstes Konzert im Anker. Wir spielten für ein Gulasch und ein paar Seiterl Bier – ohne Gage natürlich. Für drei Zugaben bekamen wir von den lokalen Steyrer Zuhältern pro Lied 500 Schilling, sensationell für uns. Die Konzerte im Anker waren auch immer mit großem Auf- wand verbunden. Im Gastzimmer stand ein Billardtisch, der vor den Konzerten immer zerlegt werden musste, bis der Gastwirt eine Abdeckung zimmerte. Die Bands muss- ten nicht nur auf eine Bühne verzichten, da der Raum zu niedrig war, sondern sogar eine Stufe unter dem Niveau des Publikums stehen. Sehr kurios, aber oft mit großarti- ger Stimmung. Da die Szene in Steyr blühte, zeigte sich bald der Engpass an Auftrittsmöglichkeiten, speziell für Bands aus der Um- gebung. Die Geburt einer neuen Idee waren die Steyrer Rocknächte, eine zweitägige Veranstaltung mit und für Bands aus der regionalen Szene. Alle Bands wurden da- mals an den Eintrittsgeldern beteiligt und halfen auch beim Plakatieren mit. Das Konzept ging auf. Die Steyrer Rocknächte wurden 15 Jahre lang einmal pro Jahr veran- staltet und waren jedes Mal eine grandiose Leistungsschau der Steyrer Bands mit bis zu 1000 Besuchern. By the way – eine gute Gelegenheit auch einmal Danke zu sagen an unsere Partnerinnen Elisabeth, Renate und Anita (z. B. für 300 handgebatikte T-Shirts, das Zubereiten von tausenden Wurstweckerln und so weiter und so fort – unbezahlbar einfach!). 80

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