Zwanzig Jahre Röda

Coming-of-Age Geschichten drehen sich meist um Ver- Liebes-Geschichten und erste Drogenerfahrungen. Damit will ich hier nicht langweilen. Wirklich krass ist, wer sich trifft, um dann gemeinsam den Rest des Tages schwei- gend ins Nichts schauend, das Sein sein lässt. Die Stille wird sicherlich ab und an von einem Flitzer oder H. C. Art- mannschen Vokalübungen durchschnitten. Mord / ist / doof waren die Titel dreier der im Sputnik-Fernseher einge­ speicherten Programmkanäle und die Schlussszene dieses Babysitter-Horrorfilmes, in dem die Böse letztendlich vom Gartenzaun gepfählt wird, lief darauf wohl mehrere Tage oder Abende in Dauerschleife, im Vor- und Rücklauf … … Oder warum nicht Kopfstand auf einem Möbelturm probieren, auch wenn die Raumhöhe das sicherlich nicht zulässt, zu Viert den Kübel-Choral, eine „Steigung“, wie wir es nannten anstimmen, und: malen, malen! Wer nicht dabei war wird das eher nicht verstehen. Haben wir auch nicht. (Ende Zitat A.) Die Entscheidung über das Ende des Sputnik fiel zufälliger­ weise ziemlich zeitgleich mit der Entscheidung, dass das röda angekauft werden sollte. Allerdings hatten die Ent- scheidungen nichts miteinander zu tun. Die SPÖ als Besit- zerin der Liegenschaft hatte ein gutes Angebot für diesen Platz und so steht heute dort die Steyrer Filiale einer Ver- sicherung. Dass das Sputnik nicht gerade pflegeleicht für die Besit- zerin war, wird der Entscheidung zum Verkauf auch keine Steine in den Weg gelegt haben. Der Jugendzentrums­ verband mietete sich dann später ins röda ein und betrieb dort das Jugendzentrum Hyve (Hyperraumverzerrung) – ein Ersatz als Wohnzimmer allemal, aber das „Versuchslabor“ war mit dem Ende des Sputnik weg. 62

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