Zwanzig Jahre Röda

Ich war begeistert ob meiner Möglichkeiten als Geschäfts- führer, sah mich aber auch der drückenden Schuldenlast des Vereins gegenüber, die durch elitäre Programmgestal- tung und dadurch sinkende Besucherzahlen hausgemacht waren. Grundregel: „Eine Initiative ist nur so stark wie das soziale Gefüge, die Freundschaft untereinander und deren Ver- bundenheit ist. Hat man sich gern und noch dazu diesel- ben Interessen, scheint nichts unmöglich.“ „Das Ziel muss sein, dass man sich jeden Tag gut fühlt!“ „Man sollte nie zufrieden sein mit dem, was nicht das Beste für einen ist.“ Ein in vielen Bereichen verjüngtes, neues Team ging ans Werk, unterstützt durch einige wenige Gründungsmitglie- der und gemeinsam schafften wir es, uns in den drei Jah- ren, in denen ich Geschäftsführer war, neu aufzustellen. Wir bekamen durch intensive Verhandlungen mit der Stadt Steyr den restlichen Häuserkomplex dazu und konnten dadurch eines der größten Mankos des Veranstaltungs- betriebes schließen: Wir bauten einen Backstagebereich direkt hinter der Hauptbühne. Direktzugang zur Bühne ist eine wesentliche Forderung internationaler Künstler. Die Finanzen konnten saniert werden und die Workshops, die Bildungsvermittlung durch den Verein, wurden erwei- tert. Inhaltlich stellten wir uns breiter auf und das lockte auch neues, unterschiedlicheres Publikum ins Haus. Ein Ticket-Vorverkaufsystem in den Schulen, betreut durch SchülerInnen, brachte uns an die Basis zurück. Jung und Alt sollten sich wohlfühlen, denn nur wenn die Älteren wissen, wie es ist und wo ihre Kids hingehen, lassen sie sie auch gerne dorthin ziehen. Das dauerhafte „Überleben“ dieser wunderbaren Kultur­ initiative scheint nur oberflächlich gesichert, greift doch die Inflation auch nach diesem Juwel der Kulturgeschich- te. Förderungen wurden zu meiner Zeit schon gestrichen und so mussten wir das Jugendzentrum im röda schließen, wo viele Jugendliche am Nachmittag ihre Heimat fanden. Mittlerweile sind auch die Werkstätten Geschichte und das Bildungsangebot dadurch geschmälert. Die Zeit hat einen neuen Fokus bekommen, die Politik die Rahmenbedingun- gen dafür geschaffen. Dieses große Haus steht in einer speziellen Region und muss für diese Region arbeiten. Inhaltlich sollte man, wenn man überleben will, breit auf- gestellt sein und für möglichst viele unterschiedliche Men- schen da sein. Das röda muss Freude bereiten und seine Türen offen halten. Und so stoße ich weiterhin jeden Morgen mit meiner röda Tasse auf dessen Zukunft an. Möge es noch lange leben und die Menschheit bereichern. röda bleibt, muss bleiben! Chris Rabl z Backstagebereich 239

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2