Zwanzig Jahre Röda

stadt. eine fachhochschule ist nur ein teilinteresse, aller- dings mit einer starken lobby. hier gab es keine oppo­ sition, obwohl das röda das gelände jahrelang kultivierte und ideen zur entwicklung sammelte. das waren rück­ blickend schöne, aber verlorene bemühungen. aber noch einmal zurück zum position-beziehen. das scheint der verein überhaupt verlernt zu haben. auch wenn inhalte durch einen künstlerischen beitrag im jahrespro- gramm betont werden, so steht das in keinem verhältnis zu dem, wenn ich als verein sage: ich finde dieses vorha- ben nicht gut, weil es gibt auch diese oder diese idee. du warst von 2005 bis 2010 geschäftsführer im verein, was waren damals die themen? viel zeit floss auch damals in die interne struktur. wie or- ganisieren wir uns, was muss geschehen, wie setzen wir das mit unseren bescheidenen mitteln um. trotz zehn jah- ren vorarbeit gab es noch genug zu entwickeln und zu lernen. wir optimierten unsere spielstätte mit einer zwei- ten bühne und diversen details, die das arbeiten leichter machten. wir entwickelten eine veranstaltungsstatistik, erreichten erleichterungen bei der förderabrechnung und pflegten den kontakt zu einer interessierten öffentlich- keit, die wir versuchten auch im haus als akteure zu etab- lieren. abseits davon erfanden wir das sommerprojekt für jugendliche, vernetzten uns mit initiativen und gründeten einen stadtkulturbeirat, kooperierten mit streetwork und jugendzentrum und kümmerten uns um eine sammlung an ideen für eine zukünftige nutzung des gaswerkgelän- des. wiederkehrend beschäftigte uns auch das spannungs- feld ehrenamt / hauptamtlichkeit und wir versuchten hier eine gute verschränkung zu meistern. mit wechselndem erfolg. in zusammenarbeit mit der firma atteneder setzten wir uns mit unserem erscheinungsbild auseinander und machten ein coaching bei einem unternehmensberater. das alles natürlich vor dem hintergrund unseres tages­ betriebs, zwischen 161 (2008) und 109 (2010) spieltage im jahr mit einem umsatz von durchschnittlich 170.000 euro im veranstaltungsbetrieb (ohne veranstaltungsfreie beislöffnungstage) plus entsprechende gastfreundschaft und administration. soweit so lückenhaft. kannst du auf die ambivalenz „deiner“ röda geschichte noch genauer ein- gehen, was reißt dich so hin und her? ein versuch. zum einen möchte ich keinen moment missen, das röda war neben der kulturplattform oö mein größter lehrmeister in sachen kulturarbeit. beziehungsweise die leute, mit denen ich zusammenarbeiten durfte. egal ob es um sachliches oder methodisches wissen ging, der rege austausch mit einer vielzahl an menschen war fordernd wie fördernd. jedenfalls immer anregend und inspirierend, eine wechselbeziehung für die ich sehr dankbar bin. und das schönste: die gäste! egal ob vor oder auf der bühne. das gemeinsame ziel zu meistern, einen guten abend hin- zulegen. das war lange zeit wesentlicher teil des lohns für diese arbeit. leider musste ich erkennen, dass du dir davon weder neue zähne leisten kannst noch deine kinder satt bekommst. klar, persönliches problem, aber in zeiten zu- nehmender programmatischer fremdbestimmtheit (wirt- schaftliche zwänge und so) kann da einem auch schon mal die lust vergehen. zudem hat der radikale wechsel an akteurinnen auch schon mal zu herben kursschwankungen geführt und irritationen hinterlassen, die nun bei manchen von uns als kleine röda macke in ihrer persönlichkeit zu finden ist. so auch bei mir. 20 jahre! dein geschenk ans röda? ich wünsche dem röda weiters eine interessierte öffent- lichkeit, die die existenz solcher räume schätzt und rücken­ deckung gibt. das röda ist keine selbstverständlichkeit und braucht in zukunft vielleicht mehr denn je solidarität ab- seits von marktinteressen. ich wünsche mut zum inhalt, wie sperrig er auch sein möge. alles gute! andreas liebl 203

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