Zwanzig Jahre Röda

spot auf schwere frage, aber ich probiers mal. vor allem denke ich macht mir die ambivalenz der röda geschichte zu schaffen, um auf einen für mich akzeptablen punkt zu kommen. ich bin ja quasi auch von anfang an dabei, in wechselnden positionen aktiv und habe somit extrem unterschiedliche zeiten des vereins kennengelernt. am anfang war feuer und flamme, die gründungszeit war ja auch die zeit mei- ner kulturellen sozialisation und es gab schier endlose energie für das projekt zu kämpfen. das ist heute anders und auch der rahmen in dem gewerkt, gestritten, gefeiert, etc. wird, ist ein anderer. und im rückblick denkst du dir, warum war die utopie am anfang so kräftig und warum ist das jetzt so wie es ist. bist du unzufrieden mit dem jetzt? ja natürlich! neben der forderung nach einen raum wie diesem stand ja auch die forderung als initiative der zeitkultur mittel der öffentlichen kulturförderung zu lu- krieren. und da waren wir teil eines netzwerks, das auf landes- und bundesebene meinungsbildung betrieben hat und das es letztendlich auch der politik abgerungen hat, entsprechende förderstellen überhaupt einmal ein- zurichten. dieses politische bekenntnis gerät heutzutage zunehmend unter druck und das belastet am ende deinen arbeitsalltag. nicht nur, dass die bezahlung des personals unangemessen ist, es fehlt auch der spielraum, die eigene substanz frisch zu halten. schlimmer noch! ohne privater zwischenfinanzierung wäre es um den verein nicht so gut bestellt. dabei handelt es sich hier um öffenlichen raum und nicht um einen privatspaß! noch dazu wirbt die stadt mit unserem haus und sieht darin einen wesentlichen as- pekt der steyrer jugendarbeit. und dieser trend ist leider international. häuser mit zivilgesellschaftlichem anspruch geraten unter druck, weil sich hier menschen selbst orga- nisieren können, sich selbst ermächtigen können. das ist z. b. aktuell in hamburg wie auch in budapest so. aber auch nach innen wirkt diese unzufriedenheit. ich habe das gefühl, desto prekärer die lage, desto braver das verhalten. politische stellungnahme als verein war für mich schon immer spannend und wichtig. es gibt eine po- litik abseits der parteipolitik und warum soll ich die nicht auch machen dürfen, unabhängig ob ich für ein anderes thema öffentliche gelder bekomme oder nicht. auch par- teien arbeiten mit öffentlichem geld und vertreten oft positionen, die sehr fragwürdig sind. so hat ja die fpö in den neunzigern einen regelrechten „kulturkampf“ gegen initiativen der zeitkultur geführt und massiv die oberöster­ reichische szene als linksterroristisches netzwerk denun- ziert. steuergeldfinanziert! auf was spielst du an, wozu soll sich das röda äußern? grundsätzlich obliegt das der künstlerischen freiheit des vorstands, der gibt den ton vor und es gibt immer etwas zu sagen. die frage ist, ob sich eine gruppe auf eine posi- tion einigen kann und ob sie es als inhaltlich wichtig und strategisch sinnvoll hält, stellung zu beziehen. einen teil vom förderkuchen zu fordern war eine forderung die ihre kritiker hatte, aber letztendlich konsens war. heute zu der unmittelbaren gestaltung des umfelds position zu bezie- hen scheint viel schwieriger. konkret meine ich die ver- bauung am gaswerkgelände, die meines erachtens eine fatale fehlentscheidung ist. zum einen wird der denkmal- sowie naturschutz mit füßen getreten und zum anderen das risiko hochwasser heruntergespielt. zudem vergibt man sich mit der verbauung die chance auf einen freien platz mit potenzial für öffentliche interessen inmitten der hallo andi, seit wochen schiebst du deinen textbeitrag für das 20 jahre röda-buch vor dir her. was macht es dir so schwer über „deine“ rödazeit zu schreiben? 202

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