Zwanzig Jahre Röda

einer der gängigsten Begriffe aus der Diy-metaller-Welt. so kam es dann, dass das haus eröffnet war und der Platz für metall-Basteleien zunehmend schrumpfen musste, da die lärm- und Geruchsbelästigung inmitten des hauses, zwischen Büro und Beisl, doch auch ein gewisses span- nungspotenzial barg. ich war damals in meinem Abschlussjahr an der htl, in der besten Zeit für Visionen also. in der mittagspause vor der schule sitzend, bastelten mario und ich an einem konzept für das „Projekt offene schmiede“. klar war, wir woll- ten raum zum gemeinsamen metall-Werken, Workshops halten, sich austauschen, vor allem – etwas tun. Und Ziel unserer Begierde war das ehemalige kompressorhaus am Gaswerkgelände, praktischerweise vis-a-vis vom röda, da- mals lediglich als rumpelkammer von Wem-auch-immer genutzt. Das war 1998. so einfach wie sich das in der Vorstellung junger enthu- siasten darstellt, geht das alles natürlich auch nicht über die Bühne, doch mit ausreichender Unterstützung vonsei- ten der röda-Verantwortungsträgerinnen und der nötigen hartnäckigkeit wurde am 13. november 2000 der Vertrag zur nutzung bei jederzeit möglicher fristloser kündigung seitens der stadt steyr unterzeichnet – und stephan c. und ich begannen sogleich damit, den vorhandenen Zaun auf- zuschneiden und das neugewonnene land abzustecken. natürlich entging das auch den direkten Anrainerinnen nicht – den Pächterinnen der anliegenden Garagen, für konfliktpotenzial und überzeugungs- und Beschwichti- gungsarbeit war also erstmal hinreichend gesorgt. es haben noch einige monate verstreichen müssen, bis wir die errichtung einer stromzuleitung – vom röda zur Werkstatt – erwirkt haben, nachdem uns lange Zeit die unabhängige herstellung von Gleichstrom, dessen speicherung und nutzung, als einzige möglich- keit erschien, die auf wundersame Weise verschwunde- ne Anbindung des kompressorhauses ans stromnetz zu ersetzen. mit improvisationstalent und geschnorrtem ma- terial (sachsponsoring also) und Werkzeug wuchs dieses unbeheizbare häuschen in den ersten Jahren allmählich zu einer „offenen Werkstatt“ heran, mit schmiede und radwerkstatt im erdgeschoß und einer holzwerkstatt im oberen. Als mindestens ebenso wichtig entwickelte sich die wild-romantische idylle unter riesigen Pappeln mit direktem Flusszugang zum beliebten treffpunkt, für som- merlich allabendliche lagerfeuer und zum Baden. Das röda hatte einen Garten dazugewonnen. Bernd alias Berndolo alias Vordscholator, mutmaßlicher schöpfer des Attributs „Brindl“ und der Wortendung „-olo“, fand in der holzwerkstatt unter wechselnder Anteil- nahme sein hölzernes Wohnzimmer, in dem schon mal ein eben erst „fast fertiggestelltes“ möbelstück perkussiv die Begleitung zum einsaiter-e-Gitarren-tonabnehmer- verstärktem Akkuschraubergeheul geben musste. holz und klang gehören seit jeher zusammen, wie hier ein- drücklich bestätigt wurde. Die steyrer Free-Jazz-impro- noise-Drone-„szene“ feierte zwischen möbeln aus hoch- wasser-bedingt-upgecyceltem röda-saal-Boden und edel- fauligen Birnenbrettern die bruzzelnde klang-katharsis, als wären masami Akita und yamazaki maso takushi einer Proberaum-Baracke im Wehrgraben entsprungen. t Burning Man in der Gaswerkstatt z Gaswerk-Jörg am Hammer 157

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