Zwanzig Jahre Röda

Nicht nur im Hinblick auf den Umgang mit Suchtmit- teln wurde auf hohem Niveau gearbeitet. Diverse Ver- netzungstreffen der Sozialvereine und der Jugendzent- ren von Steyr, die großartige Zusammenarbeit mit den StreetworkerInnen, die Teilnahme an Plattformen für jugendspezifische Angelegenheiten und die Konsultie- rung verschiedenster Sozialvereine trugen ebenso zur Professionalisierung der Arbeit mit Jugendlichen bei, wie interne Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich der Out- door-Pädagogik, beim Institut für Suchtprävention oder anderen Fachtagungen. Viele Jugendliche wandten sich bei Liebeskummer, familiären Problemen oder schuli- schen Schwierigkeiten vertrauensvoll an die JUZ-Betreu- erInnen, für manche war die HYVE auch Schnittstelle zu anderen Vereinen. Unvergessen bleiben natürlich auch so manche Besuche von Eltern, die neugierig und besorgt im JUZ Nachschau hielten, doch jedes Mal beruhigt die Räumlichkeiten wie- der verlassen konnten. Eine ebenso schöne wie lustige Erinnerung bleibt der Besuch von Polizisten, die eines Samstagabends das röda betraten, als wir gerade das röda-Beisl für einen Brettspiel-Abend in Beschlag genom- men hatten. Statt zugedröhnter Feierwütiger fanden die Ordnungshüter Frucade-schlürfende HYVE-BesucherInnen vor, die damit beschäftigt waren, mit „Vier in einer Reihe“ oder beim „Mensch ärgere Dich nicht“ zu gewinnen. HYVE & röda in love. Manchmal nicht. Nicht nur das Angebot an Speis und Trank bot Stoff für Aus- einandersetzungen, auch die Musik (Reggae, Punk, Ö3-Hits, Dancehall – alles innerhalb einer Stunde), die das röda-Beisl wegen der dünnen Wände ganz gut beschallte, war immer wieder Anstoß für Unmut unter den röda-KellnerInnen. Eh verständlich, wenn sie mit eigener Beisl-Musik, dem Sound- check aus dem Saal und der HYVE-Mucke gleich dreifach beschallt wurden. Ein anderer Streitpunkt war die Mitbe- nützung der röda-Klos. Diverse Modelle, um keinen Eintritt bei Veranstaltungen zahlen zu müssen und trotzdem das Klo benützen zu können, wurden erprobt und verworfen, und mehrmals gipfelten sie in skurrilen Vereinbarungen, wie beispielsweise, dass alle HYVE-BesucherInnen zusammen nur 30 Mal pro Abend den Kassa-Bereich für eine kurzgehal- tene Notdurft passieren durften. Schwierigkeiten offenbarten sich außerdem in Aussagen wie: „Ma hod sche langsam des Gfüh, dass da Grind bei da Dia aussawoxt.“ und „Eanan Dreck kenans a ned wegputzn.“. Die Müllproblematik endete zwar ebenso mit entnervten HYVE-BetreuerInnen und nicht nur einmal mit einem übers Wochenende geschlossenen JUZ, aber dem röda musste auch noch eine Rechtfertigung gelie- fert werden. Spätestens bei so mancher Mieterhöhung wurde aus Freundschaft eine geschäftliche Zusammenkunft. Bein- harte Verhandlungen erwarteten uns außerdem vor so mancher Veranstaltung, aber letzten Endes wurde die HYVE doch immer irgendwie unterstützt. Ohne der Infra­ struktur des röda hätte die HYVE niemals einen derarti- gen Betrieb führen können. Danke nochmals im Nach- hinein! Ganz uneigennützig verlief die Symbiose zwischen JUZ und KV bestimmt auch fürs röda nicht: Nebst der (eh ge- ringen) Mieteinnahmen profitierte das röda davon, dass junge Leute für röda-Mitarbeit quasi angelockt wurden. Gerade in Zeiten, in denen junge Leute den vorhandenen Raum und das Angebot nicht erkämpfen mussten, wie es die röda-GründerInnen getan hatten, war es manchmal schwierig, neue (ehrenamtliche) Kassa-Menschen oder andere Helferleins zu finden. Dies war ein Auftrag, zu dem sich die meisten HYVE-BetreuerInnen – nebst der sozial­ pädogischen Tätigkeit – in liebevoller Hinwendung zum röda auch verpflichtet fühlten. 146

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