Zwanzig Jahre Röda

Die Punks versorgten uns mit interessanten Vorträgen und mit ebenso interessanter Lektüre zu arbeitsrechtlichen Themen, Zivildienst und Ähnlichem. Außerdem organisier- ten sie eine Reihe wilder Konzerte auf der JUZ-eigenen Bühne, die sie mitunter auch selbst rockten. Die Aisti-Runde sorgte mit Symposien und Bällen für ihre Form der Hochkultur im wilden Haufen. Fixpunkte waren das jährliche „Symposium zu Ehren des heiligen Bonifati- us“, bei welchem dem Schutzpatron der Bierbrauenden würdigst gehuldigt wurde, sowie der HYVE-Ball, Tanzmara- thons (wer am längsten tanzt, gewinnt) und Mitternachts- einlagen (z. B. „Das Dschungelbuch“ und „Lucky Luke“ neu interpretiert). Die türkischen Jungs machten auch aus den JUZ-BetreuerIn­ nen wahre Wuzzl-Profis, lernten einander Kartentricks, präsentierten ihre zeichnerischen Fähigkeiten und nutz- ten – wie so viele andere – das (kosten-) frei zugängliche Internet, das damals noch Seltenheitswert besaß. Alle BesucherInnen haben jedenfalls für Bereicherung ge- sorgt, das Angebot der HYVE genutzt, viele haben sich mit ihr auch weiterentwickelt und viele Erinnerungen wurden dieser Tage geschrieben, viele Freundschaften geschlossen. Die HYVE war Freiraum , nichts musste geschehen, alle Angebote konnten einfach genutzt werden – die Nieder- schwelligkeit wurde oft betont, aber Mitarbeit und damit auch Verantwortung zu übernehmen, war natürlich herz- lich willkommen. Oft – vor allem an den Wochenenden – war die Hütte voll, manchmal bot sie Raum für gemütliches Beisammensein, und Zeiten der gähnenden Leere wurden von den Betreu- erInnen genutzt, um alles, was nicht ohnehin von den HYVE-Jungs und -Mädels auf die Beine gestellt wurde, zu organisieren. Ausflüge zum Europacamp am Attersee, Reiten, Wandern, GoKart-Fahren, Kochabende, Ausstellungen, Workshops (von Trommeln über Malen bis hin zum Bau von Skulp- turen), Diskussionsrunden zu jugendspezifischen Themen, der Besuch der Konzentrationslager Gusen, Video-Abende, Grillen und Baden an der Steyr, und vieles mehr bot die HYVE unter regem Interesse der Jugendlichen an. Einige Veranstaltungen, wie zum Beispiel das Sommer- camp, die Teilnahme am Projekt „72 Stunden ohne Kom- promiss“, diverse Konzerte etc., passierten in Kooperation mit dem KV röda. Auch andere Vereine unterstützten uns bei Projekten, so zum Beispiel die AIDS-Hilfe Oberöster- reich bei der Mitmach-Ausstellung „Lust statt Angst“ . Nicht nur uns, sondern auch so mancher Schulklasse wird wahrscheinlich ewig in Erinnerung bleiben, wie lustig es war, in der „Mach’s im Dunkeln“-Box einem hölzernen Phallus Kondome überzuziehen und endlich mal Fragen stellen zu können, die sich der eine oder die andere im Sexualunterricht in der Schule wahrscheinlich nicht zu stel- len getraut hätte. Ein weiteres Highlight zum Thema war der Workshop mit HAK-SchülerInnen und HYVE-BesucherInnen im Rahmen der Tagung „Jetzt oder nie! Jugendliche und Sexualität“ . Unter Anleitung erarbeiteten die Jugendlichen vorerst inhaltlich das Thema. Anschließend wurden gemeinsam mit einer Künstlerin zwei Skulpturen von Liebenden aus Ytong-Steinen hergestellt. Was eine ziemliche Sauerei im Hof des Kulturhauses hinterließ, erlaubte aber auch 144

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