Zwanzig Jahre Röda

Kulturverein röda – 20 years and rolling Mittlerweile sind wir hiermit bei vierten Kapitel „KV röda – 20 years and rolling“ angelangt, die Entstehungsgeschichte ist erzählt, das Haus gefunden, adaptiert und eröffnet. Hier beginnen die sogenannten Mühen der Ebene. Sollte man mei- nen. Ja, Mühe ist schon viel hineingeflossen, aber ebensoviel Freude, Spaß, Freundschaft, Unterhaltung und vieles mehr auch wieder herausgekommen. Im Kapitel Vier nehmen die Spotlights zu – ehemalige MitkämpferInnen schildern darin ihre Wahrnehmungen, Gefühle und Aktivitäten zu den jewei- ligen Zeiten. Dafür wird die restliche Geschichte eher an Hand von Bildern erzählt – weils einfach so viele davon gibt. Damit das Haus offen für alle ist, wurde ja der Trägerverein für das Jugend- und Kulturhaus gegründet. Hauptveranstalter in den ersten Jahren war aber sicherlich der KV Kraft-Werk. Aber auch andere fanden im röda ihren Platz – nicht zuletzt endlich auch die Steyrer Rocknächte. Die Short People ver- anstalteten regelmäßig ihre berüchtigten Shows – immer bis zum letzten Platz ausverkauft und vom Programm her vollgestopft mit den abenteuerlichsten Medleys. Aber auch VeranstalterInnen aus der Techno/House Szene oder auch der Kunstszene fanden hier einen Platz. Im August 2002 ging dann das ganze Haus, gemeinsam mit der halben Stadt schlicht und einfach unter. Dazu mehr im Spotlight weiter hinten. Die Auswirkung auf die Struktur war aber eine klare. Wir sind an der Klippe gestanden, wie krie- gen wir das wieder hin? Die zweite Reaktion war, schlankere Organisationsstrukturen zu schaffen (die erste war natürlich das Aufräumen). Dass der KV Kraft-Werk die treibende Kraft in Richtung Kulturhaus war, das war ja eh immer klar. Um das Haus dann umsetzen zu können, gründeten wir den Träger- verein. Ab dann hatten wir mehr oder weniger zwei parallele Strukturen zu erhalten – Vorstände zu besetzen, Büroarbeit zu verrichten, getrennte Behördenkontakte etc. Und was dann noch endgültig nervte: Spannungen untereinander entstan- den. Im Zuge der Hochwasserkatastrophe haben wir dann auch diese (Fehl-)Konstruktion entsorgt – der Trägerverein und der KV Kraft-Werk fusionierten zum KV röda. 20 Jahre sind eine lange Zeit – und in dieser Zeit haben sich auch die Bedürfnisse verändert. Und damit auch immer wie- der der modus operandi des röda. Auf der einen Seite wollen wir ein tolles und abwechslungsreiches Programm bieten, auf der anderen Seite stehen wir ständig unter finanziellem Druck (ja ich weiß, dieses Problem haben andere auch). Was nach außen hin ja nicht sichtbar ist: die Subventionen sind seit der Gründung deutlich weniger geworden. Nämlich in realen Zahlen – was das inflationsbereinigt dann heißt, kann sich jedEr vorstellen. Miete? Ein Bier? Ein Packerl Tschick? Das Auto volltanken? Was hat das nochmal 1997 gekostet? Tja, lassen wir das. Nein noch nicht ganz – während näm- lich die Mittel weniger wurden, sind die Auflagen dramatisch gestiegen. Mit anderen Worten: eine zähe Angelegenheit! Unsere Reaktion war, dass wir den Eigenfinanzierungsanteil stetig weiter erhöht haben. Hier liegen wir mittlerweile bei rund 80% – und dass das Auswirkungen auf die Betriebs- struktur hat, liegt auf der Hand. Wir haben versucht, ein Haus für Alle auf die Füße zu stel- len. Nischen zu bedienen, den Mainstream nicht außen vor zu lassen, renitent zu sein und das auch begründen zu können. Platz für Experimente zur Verfügung zu stellen und diese auch zu unterstützen – sofern es uns möglich war. Gleichzeitig haben wir aber auch mit Verantwortung umzu- gehen – und ich denke, das haben wir über die Jahre sehr gut gelöst. Das Verhältnis zur Stadt Steyr ist mittlerweile ein wirklich gutes – es ist nach zwanzig Jahren dort ganz klar angekommen, dass das röda ein Teil der Stadt ist. Ein Teil, der dem Magistrat auch viel Arbeit abnimmt. Arbeit, die der Magistrat niemals mit diesem Mittelaufwand erle- digen könnte. Dass diese Gratwanderung niemals zu aller Zufriedenheit ausfallen kann, liegt auf der Hand. Dass es im- mer auch Leute gibt, die einfach kein Verständnis für unsere Aktivitäten haben, ebenso. Ich könnte hier noch ewig weiterlamentieren, doch ich schließe mit einer schönen Erinnerung aus Bgm. Hermann Leithenmayrs Mund: Die Hunde bellen, doch die Karawane zieht weiter … 125

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2