EIN BLICK ZURÜCK Das Mittelalter liebte die weiten und schweren Bitt- und Bußwallfahrten nach Rom, Santiago (Spanien) und in das Hl. Land. Nach der Glaubensspaltung im 16. Jahrhundert lebte in den katho l i sehen Ländern das Wallfahren wieder auf, aber man bevorzugte - aus einem neuen Heimatgefüh l heraus - nun Gnadenstätten im näheren Umkreis. So schaffen denn Stifte und Städte ihre eigene Wallfahrt als Stätten privater Andacht für das · Beten, Bitten und Danken des gläubigen Volkes . Dafür erbaut Seitenstetten die neue Kirche am Sonntagberg, Kremsmünster sein Heiligenkreuz, Lambach errichtet Stadl Paura, für Salzburg ist Maria Plain, für Linz der Pöstlingberg Wallfahrtsmittelpunkt. Für das Stift Garsten und die Stadt Steyr aber wird Christkindl nun Hauswallfahrt. Die Entfaltung einer großen Krippenbewegung und die Verehrung der Menschwerdung Jesu zu dieser Zeit begünstigen seine Entstehung. Dies erklärt auch die Festigkeit, mit der Abt Anselm Anger er von Garsten den Kirchenbau gegenüber a11 en Schwi eri gkei ten verfolgte, die ihm von der Diözese Passau bereitet wurden, wie auch den großen Zulauf und die wachsende Zahl der Pilger, die bald nach Christkindl kamen. Schenkungen wie das Mitterstei nwendnergut (heute Gasthof · Eßl) und viele Stiftungen kamen Christkindl zugute. Der Bau eines geräumigen Superioratshauses (heute Pfarrhof) sollte den seelsorglichen Notwendigkeiten abhelfen, damit dem gl äubi gen Volke erfahrene Seelsorger und gute Beichtväter zur Verfügung standen. • . IT •~, ,::.-,,,.\:1",t\r MAURUS GORDON Abt von 1764 - 1786 Christkindl entstand durch die fromme Tat Ferdinand Sertls, die herrliche Kirche verdankt ihr Entstehen der unermüdlichen Tatkraft Anselm Angerers (1683-1715), der einer der bedeutendsten Äbte des Stiftes Garsten war. Neben der Vo 11 endung der barocken Stiftskirche und dem Neubau der Stiftsgebäude ließ er alle zum Stift gehörigen Pfarrkirchen des Enns- und Steyrtales vergrößern oder verschönern. Sein Lieblingswerk aber war Christkindl, wie die Inschrift auf seinem Sarkophag bezeugt: Vom ersten Stein an hat er neben dem Geld vor allem sein Herz der Kirche des Christkinds geschenkt. ANSELM ANGERER Abt von 1683 - 1715 Die Wallfahrt nahm eine ständige Aufwärtsentwicklung und man plante auch eine Erweiterung des Superioratshauses fü r di e Unterbringung der vielen Pilge r . Das Wal lfahrtsver bot Josephs II. bereitete - wie viele seiner anderen Kirchenreformen - der zukunftsfrohen Entwicklung ein jähes Ende. Noc:h einmal setzte sich das Stift Garsten zur Wehr: Um die Sch 1i eßung oder gar einen eventuellen Abbruch der Kirche zu verhindern, wurde vom letzten Abt Maurus Gordon durch Abtrennung der Ortschaften Christkindl, Unterhimmel, Rosenegg und Tinsting aus dem Geb i et der Klosterpfarre Garsten 1785 eine eigene Lokalkap1anei Christkindl errichtet. Die Weihe des neuen Friedhofes folgte 1786. Als nach dem Tod von Abt Maurus ( + 1786) dem Stift Garsten das Schicksal der Aufhebung drohte, wei 1 den Mönchen eine Abtneuwahl verboten wurde, setzte man eine letzte Tat für Christkindl: 1787, kurz vor der endgültigen Aufhebung, wurde Christkindl zur Pfarre erhoben.
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