150 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr

Bei seinem Besuch im Sommer 1875 lernte Bruckner den Beamten Leopold HOFMAYR kennen. Hofmayr war ein sehr begabter Musiker und spielte mit dem Stadtpfarrer Kanonikus ARMINGER - ebenfalls ein vorzüglicher Pianist - Klavierwerke für vier Hände. Zwischen Bruckner und Hofmayr entwickelte sich eine tiefe Freundschaft. Hofmayr war es aus finanziellen Gründen nicht möglich , das Konservatorium in Wien zu besuchen. Er bildete sich als Autodi– dakt weiter, und Bruckner war ihm dabei ein verständnisvoller Ratgeber. Hof– mayr sollte es auch sein , der die letzte Fassung der 8. Sinfonie von Bruclmer ins Reine schrieb. Im Juli und August 1885 komponierte Bruckner in Steyr das Scherzo zu dieser Sinfonie, in welchem er seinem Freund und Verehrer Karl ALMEROTH ein Denkmal setzte. In diese Zeit fällt auch die Niederschrift von Trio und Finale dieser mächtigen Symphonie. So heißt es auf dem letzten Bogen der Skizze des Finales: ,,Steyr, Stadtpfarrhof, 16. August 1885. A. Bruckner. Halleluja!" In Steyr zählte Bruckner viele bedeutende Persönlichkeiten zu seinen Verehrern und Freunden: u.a. den Bürgermeister der Stadt, Georg Pointner, die Gräfin Anna Lamberg, den Waffenfabriksgründer Josef Werndl und die schon erwähn– ten Karl Almeroth und Leopold Hofmayr. Zu diesem Freundeskreis gesellte sich in den Achtzigerjahren der neue Chorre– gent Franz BAYER, den der Meister anläßlich eines sommerlichen Aufenthaltes im Stadtpfarrhof kennen lernte . Franz Bayer, ein begabter Organist und Musi– ker, ist als Brucknerfreund und Wegbereiter für dessen musikalische Schöpfun– gen in die Musikgeschichte eingegangen. Franz BAYER, 1862 in Lambach geboren, erhielt schon in früher Jugend im dortigen Stift Musikun– terricht. 1873 als Realschüler nach Linz gekommen, wirkte er als Sängerknabe und Sopransolist bis 1876 im Chor der Votivkapelle des Neuen Domes. Nach der Ausbildung im Orgelspiel übernahm er die dortige Stelle eines Organisten. Später absolvierte Franz Bayer die Lehrerbildungsanstalt. Die außerordentliche musikalische Ausbildung befähigte ihn zur Übernahme der Stelle eines Chorregen– ten und Stadtkapellmeisters im steirischen Rottenmann. Seine erste Verbindung mit seiner späteren Wirkungsstätte , der Stadt Steyr, war 1884. Anläßlich der hiesigen großen Ausstellung komponierte er einen Marsch für die Kapelle des städtischen Bürgerkorps. Seine Betrauung als Chordirektor in nordböhmischen Warnsdorf bot ihm die Gelegenheit, in Dresden bei dem berühmten Komponisten Kretschmer Unterricht in Fuge und doppeltem Kontrapunkt zu nehmen. Durch die schwere Erkrankung des Steyrer Chorregenten und Organisten Bernhard RÜCKER, wurde Franz Bayer dessen Nachfolger an der Stadtpfarrkirche und der Michaelerkirche. Franz Bayer erhielt am 12. Jänner 1888 unter achtzig Bewerbern die Definitivstellung. Hier kam er mit Bruckner in Verbindung , wurde sein Schüler, gewann Einblick in das sinfonische Schaffen des Meisters und begeisterte sich dafür. So entstand zwischen beiden eine enge Freundschaft. Franz Bayer wurde ein Künder und Streiter der Kunst seines hochverehrten Freundes. Vor allem setzte er seinen Ehrgeiz darein, mit allen in Steyr zur Verfü– gung stehenden Musikern und Sängern ein Werk Bruckners aufzuführen. Seine Wahl fiel auf die Messe in d-moll, die er am Ostersonntag des Jahres 1893 in der Stadtpfarrkirche zur Aufführung brachte. Anton Bruckner spielte an der Orgel. Das Hochamt ergänzte er mit einem weiteren Konzert. Dirigent war Franz Bayer. Von der Aufführung dieses Werkes war der strenge Meister sehr angetan! Doch der Zustand der damaligen Chrismann Orgel war kein befriedigender und so wurde sie über Anregung Bruckners in der Folgezeit durch die k. u. k. Orgel– bauanstalt St. Florian umgebaut. 32

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