150 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr

S teyr gehört zu jenen Städten Österreichs, die Franz Schubert 1819, 1823 und 1835 besuchte. Johann Michael Vogl , Johann Mayrhofer, Albert Stadler und Silvester Paumgartner, alle Steyrer Bürgersöhne , zählten zu den besten Freun– den des Liederfürsten und machten mit ihm diese Zeit zu der bedeutendsten Epo– che der Steyrer Musikgeschichte. Im Oktober des Jahres 1808 trat Franz Schubert als Hofsängerknabe in das soge– nannte Konvikt in Wien ein. Zu den Freunden, die Schubert in seiner bis 1813 währenden Konviktszeit kennen und schätzen lernte , gehörte auch der Steyrer Albert STADLER (1794 bis 1884). Im Herbst des Jahres 1812 war Stadler , der das Gymnasium in Kremsmünster besucht hatte , nach Wien gekommen , um an der Universität Rechtswissenschaften zu studieren. Er war darüberhinaus vor– züglicher Klavierspieler, und komponierte ambitioniert. 1817 - nach Abschluß seiner Studien - kehrte er nach Steyr zurück , wo seine Beamtenlaufbahn beim Kreisamt des Traunviertels begann. Im Dezember 1814 kam es zur zweiten Begegnung Schuberts mit einem Steyrer, und zwar mit dem Dichter und Bücherzensor Johann MAYRHOFER (1787 bis 1836). Dieser studierte ab Herbst 1810 nach dem Besuch des k. u . k. Lyzeums in Linz und einem dreijährigen Theologiestudium in St. Florian in Wien die Rechte. Später vertonte Schubert nicht weniger als 47 Gedichte seines Freundes Mayrho– fer , mit dem er in den Jahren 1819 bis 1821 ein Zimmer im Hause Wipplinger– straße Nr. 420 in Wien bewohnte. Josef von SPAUN berichtete: „Mayrhofers Gedichte begeisterten Schubert zu herrlichen Liedern, die wohl zu seinen schönsten Werken gehören. Mayrhofer versicherte oft, seine Gedichte seien ihm erst lieb und klar, wenn Schubert sie in Musik gesetzt!" Die dritte und für Schubert wohl bedeutsamste Begegnung mit einem Steyrer fällt in das Jahr 1817. Damals begann sich der berühmte Hofopernsänger Johann Michael VOGL (1768 bis 1840) für Schuberts Liedkompositionen zu interessie– ren. Johann Michael VOGL war als Kind von Johann Michael Yogi und Klara, geborene PAURIEDL geboren worden. Sein Vater war Schiffsschreiber beim Steyrer Schiffmeister Johann Carl SELL– HAMMER. Schon im Alter von neun Jahren war Johann Michael Yogi verwaist. Sein Onkel An– dreas·sorgte für·ihn. Der Knabensopran an der Steyrer Stadtpfarrkirche trat 1781 in das Gymnasium des Stiftes Krem,s111ünster ein, wo er n11ch vier Jahren seine Studien abschloß. Die musikalischen und schauspieler:ischen Fähigkeiten-Yogis fanden schon im Stift große Beachtung. Johann Michael Yogi und sein Freund Xaver SQSSMAYR übersiedelten 1785 nach Wien. Yogi widmete sich hier zunächst d·em Studiu_m der Re_chtswissenschaften·, qann dem Operngesang. Durch die Vermittlung Süßmayrs , der als;: 1Kapellmeis~er an,der Hofoper wirkte , kam Yogi an das Kärntnertor-Theater, wo er bald zu den öeäeutendsten Sängern zählte. Nach etwa dreißig Jahren Künstlertum zog sich der Künstler im Frühjahr 1822 zurück. S teyr war in den Jahren nach dem Wiener Kongreß eine arme Stadt. Die Fran– zosenkriege hatten ihren Wohlstand vernichtet. Franz Xaver PRITZ berich– tet: ,,Die meisten Eisenarbeiter hatten 1817 keine Beschäftigung und gingen betteln. Selbst die anderen Bürger sanken immer im Wohlstande, sie mußten, da die gerin– gen Einkünfte der Stadt kaum zur Deckung der Unkosten für die Besoldung der 28

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