150 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr

D urch staatliche Maßnahmen kam es zu einschneidenden Änderungen im Mu– sikgeschehen der Stadt Steyr. Die klösterliche Musiktradition fand durch die Aufhebung der Benediktinerabteien Garsten und Gleink und der Klöster in der Stadt ein jähes Ende. Die Aufgaben des Turnermeisters blieben fast nur mehr auf die sakrale Musik beschränkt. Aus den kleinen Musikverbänden der Handwer– ker bildete sich eine vortreffliche Musikbande , die 1792 türkische Musik spielte. Die Mitglieder dieses Ensembles, das der Stadtkassier Christian MICHAEL an– führte , trugen weiße Hosen , lichtblaue Röcke mit Aufschlägen von schwarzem Samt und Krägen mit goldenen Litzen, bordierte Stülphüte mit weißen Federbu– sehen. Das Riemenzeug war schwarz. Die Bürgerkorpskapelle , so ihre spätere Bezeichnung , trat nun bei allen Festlichkeiten auf. Die von der Stadtgemeinde 1786 erworbene ehemalige Klosterkirche der Zöle– stinerinnen in der Berggasse wurde in ein Theater umgestaltet , in dem auch Opern zur Aufführung gelangten . Besondere Aufmerksamkeit schenkte man in diesen Jahren der Hausmusik. Sie fand eifrige Pflege in den mit Franz Schubert befreundeten Familien KOLLER, PAUMGARTNER und DORNFELD. Um 1777 finden wir am Chor der Steyrer Stadtpfarrkirche als Sopransänger den neunjährigen Johann Michael VOGL, der später als k. u. k. Hofopernsänger und Liederinterpret Schuberts berühmt wurde. Seit 1779 stand dem Chor der Stadtpfarrkirche die vorzügliche Chrismannorgel zur Verfügung. Messen von Joseph HAYDN und Wolfgang Amadeus MO– ZART gelangten zur Aufführung. Die kirchenmusikalischen Darbietungen stan– den unter magistratlicher Kontrolle. Unter dem Regenschori und Turnermeister Franz GRUBER, der 1806 von Wien nach Steyr kam , erlebte die Kirchenmusik einen glanzvollen Aufstieg. So wurde in den ersten Jahrzehnten des voriges Jahrhundert im Musikleben der Stadt Steyr eine neue Ära eingeleitet, in der es 1838 - vor 150 Jahren - zur Gründung des Vereines der Musikfreunde in Steyr kam. 26

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