150 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr

KIRCHPERGER hervorgehoben , der wahrscheinlich um 1627 den Organisten– dienst übernahm und ihn über fünfzig Jahre ausübte! Die wirtschaftlichen Ver– hältnisse der Kirchenmusiker waren mittelmäßig. Regenschori und Organist bezogen in der Barockzeit jährlich durchschnittlich zweihundert Gulden, Altist uncJ T~norist jeweils hundert bis hundertdreißig Gulden. Die Mitwirkung bei P,rozessiönen wurden separat entlohnt. Die Musiker erhielten darüber hinaus eine;wohnungsbeihilfe und andere Zuwendungen. Während uns die Namen der am Kirchenchor der Stadtpfarrkirche tätigen Kräfte seit dem Ende des 16. Jahrhunderts fast lückenlos überliefert sind, gibt es nur wenige Aufzeichnungen über die aufgeführten Kompositionen. Um 1550 wurden in der Stadtpfarrkirche einzelne Teile der Messe deutsch gesungen, 1580 und 1585 widmete der Kantor Wilhelm KLAUSNER dem Stadtrat einige von ihm vertonte Gesänge. Bekannt waren in der Eisenstadt die Werke des Tondichters Orlando di LASSO (1532 bis 1594). Als im Jahre 1606 die Söhne dieses Komponi– sten dem Steyrer Stadtrat Motetten ihres Vaters anboten, wurde geantwortet, daß ohnedies dessen Werke in ausreichender Anzahl vorhanden wären. Als Lindner 1603 den Chordienst antrat, übergab ihm der damalige Kirchenamts– verwalter Matthias JÖCHLINGER auch Motetten von Orlando di Lasso und Kompositionen des Kapellmeisters Jakob REGNART (gestorben 1599) und des Passauer Schulrektors Leonhard PAMINGER. Auch das Kloster Garsten beein– flußte die städtische Kirchenmusik . Lindner erhielt aus denr Stift 1608 Motetten und Messen des Hofmusikers Georg POSSIUS. Garstner Sänger beteiligten sich an der großen Corporis-Christi-Prozession, die in Steyr am Sonntag nach dem Fronleichnamstag stattfand . Beliebt waren die Kompositionen des Garstner Priesters Sebastian ERTL. Ertl widmete seine Werke, die von Nikolaus HEIN– RICH in München gedruckt wurden, auch dem Steyrer Stadtrat. Man darf mit Sicherheit annehmen, daß in der Zeit des Hochbarocks Kompositionen der zeit– genössischen Tonkünstler, vor allem des kaiserlichen Hofkomponisten Johann Joseph FUX (1660 bis 1741), auch in unserer Stadt aufgeführt wurden. Nicht nur in der Steyrer Pfarrkirche , sondern auch in den anderen Klosterkirchen der Stadt fand die sakrale Musik liebevolle Pflege . Eine führende Stelle nahm die Jesuitenkirche St. Michael ein. 1650 begann dort die Gesellschaft Jesu mit der Aufstellung einer Orgel. Hier bestritten die Studenten und Seminaristen den Chorgesang und die Musik bei Theaterveranstaltungen. A uf dem Gebiet weltlicher Vokalmusik spielte die Stadt Steyr in der Zeit der Glaubensspaltung eine besondere Rolle . Sie wurde zur hervorragendsten Pflegestätte des Meistergesanges in Österreich. Im Jahre 1562 schrieb der Kürschner Lorenz WESSEL aus Essen eine Tabulatur der Meistersinger zu Steyr. Um 1572 dichtete in Steyr der Nürnberger Jeronimus RIEGLER seine Klag über alle Welt. Als Begründer der hiesigen Singschule nennt Wessel die Messerer Thomas SPRINGENSTAIN, Roider STOFFE, Erhard ENGELAUER, Melchior KLAD, Martin FRONBERGER, die Ahlschmiede Severin und Hans KRIEGS– AUER, die Schleifer Simon HAUERSTEIN und Michael SCHLAGER, den 22

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