150 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr
Dr. Volker LUTZ Von der Styraburg bis Anton Bruckner Kleine Musikgeschichte der Stadt Steyr V or 150 Jahren wurde der jetzt jubilierende Musikverein gegründet. Dies war nur auf Grund einer uralten Musiktradition möglich. Als erste Pflegestätte der Musik kann zweifellos die Styraburg angesehen werden , war sie doch die Re– sidenz des Geschlechtes der Otakare, das über eine große Zahl von Dienstman– nen verfügte , zu den einflußreichsten Familien des Reiches Beziehungen unter– hielt und bis 1192 das Steyrland beherrschte. Obgleich über das Leben am Hofe der Markgrafen zu Steyr keine Quellen berichten , darf man annehmen , daß Spielleute auf der Burg keine seltenen Gäste waren. Nicht zufällig spielt die Sty– raburg in den in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandenen mittelhoch– deutschen Dichtungen Biterolf und Dietleib und König Laurin eine bedeutsame Rolle. Während über die Musikpflege auf der Burg keine sicheren Nachrichten vorlie– gen, kann die kirchenmusikalische Betätigung bereits im Spätmittelalter nachge- wiesen werden. · I n den Ordenshäusern, besonders in jenen der Benediktiner, wurde bekanntlich nicht nur viel musiziert, sondern auch die Musiktheorie eifrig st udiert. So stan– den die der Stadt benachbarten Klöster Garsten und Gleink auf diesem Gebiet nicht abseits. Es wird daher mit Sicherheit angenommen, daß beispielsweise die Musik in der Stadtpfarrkirche bis zur Einsetzung eines Stadtschulmeisters von Mönchen aus Garsten besorgt wurde. Auch in den folgenden Jahrhunderten übte dieses Kloster einen großen Einfluß auf die Kirchenmusik in Steyr aus. Die aus dem 14. und 15. Jahrhundert erhaltenen Gottesdienststiftungen deuten die kirchenmusikalische Betätigung in der Stadtpfarrkirche nur an. Wir erfahren , daß schon das erste spätromanische Gotteshaus mit einer Orgel ausgestattet war und daß die Leitung der Kirchenmusik dem Stadtschulmeister oblag. Im Jahre 1443 wurde mit dem Bau der jetzigen Pfarrkirche begonnen. Die Orgel , die in dieser Kirche 1478 zur Aufstellung gelangte, war das Werk des Orgelbauers Hannes LAUS aus Deggendorf in Bayern . Unbekannt sind die im Mittelalter in der Stadtpfarrkirche aufgeführten Chorge– sänge geblieben. Jedenfalls war auch in Steyr der Gregorianische Gesang be– kannt. Eine Chorstiftung aus dem Jahre 1459 verlangt , daß Schulmeister und Schüler das Salve Regina täglich singen. Um etwa 1520 fand die Lehre Martin LUTHERS Eingang in Steyr. Am 18. März 1522 zerstörte ein schrecklicher Brand die Altstadt. Reformation und Kirchen– brand wirkten sich nachhaltig auf das kirchenmusikalische Leben der Stadt aus. I n den nächsten Jahren wurde das Gotteshaus der Stadtpfarrkirche mit einem Dach versehen , das Innere notdürftig ausgestattet. Das Langhaus aber blieb unvollendet. Erst um 1544 erhielt die Kirche wieder eine Orgel , die der kaiser- 19
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2