- --- jedoch vor dem Nichts. Eine der bedeutendsten Waffenschmieden der Welt stand still. In der Not griff das damalige Management auf eine Idee aus demJahr1916zurück: den Autobau. Um gleich ingroßem Stil loslegen zu können, erwarb Steyr die „Österreichische FiakerAutomobil-Gesellschaft" (Öfag) in Wien und bekamdamit auchgleich ein gut funktionierendes Verkaufsund Service-Netz in die Hand. Konstrukteur des ersten „Steyr-Automobils" war übrigens jener Ing. Hans Ledwinka, der schon 1897bei der „Nesselsdorfer WagenbauFabriks-Gesellschaft" (den späteren Tatra-Werken) sein Genie unter Beweis gestellt hatte. Natürlich konnte mit demAutobau nicht überNacht begonnen werden. Allein die kriegsbedingte Größe der Fabriksanlagen - erst 1914 war ein Neubau mit 240.000 Quadratmetern Grundfläche errichtet worden - ließ die Idee, eineMassenproduktion nach amerikanischem Muster auftuziehen, als günstig erscheinen. Und wieder einmal zeichnete sich ab, daß Steyr auch beim Automobilbau eigene Wege zugehengewillt war: Grundsätzlich sollten alle Bestandteile des Wagens (elektrisches Zubehör und Reifen ausgenommen) selbst erzeugtwerden - eine Philosophie, die sich bis vor wenigenJahren im modernen SteyrDaimler-Puch-Konzem fast unverfälscht gehalten hat. Das erste in Steyr gebaute Automobil war das ,,Waffenauto" 1)lp II imJahr 1920. Es folgten 1921 der 1)lp IV; 1924 der 1)lp V und der 1)lp VII im Jahre 1925. Mit der Autoproduktion war übrigens auch eine Namensänderung fällig geworden. Aus der „Österreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft" wurde die „Steyr-Werke A. G.". Die Eintragung ins Handelsregister erfolgte 1926. Als bahnbrechender Schritt erwies sich die Einführung der Fließbandarbeit - schon wieder eine Pioniertat. Dies, und die sofort eingeleiteten Rationalisierungsmaßnahmen, ermöglichte erhebliche Preissenkungen, die - neben der weltbekannten Qualität der Erzeugnisse - wesentlich dazu beitrugen, daß für damalige Verhältnisse große Stückzahlen produziert werden konnten. So rollten etwa vom 1)lp XII, dem ersten Serienmodell mit einer Schwingachse hinten, 11.124 Einheiten vom Band. Ab 1929 saß im Steyr-Vorstand ein Mann, dessen Name noch heute einen legendären Klang besitzt: Ferdinand Porsche. Der sechszylindrige Personenwagen Steyr 1)lp 30 und ein Lastwagen derselben Motorenbauart stammten u. a. von seinem Reißbrett. Leider blieb Porsche nur einJahr in Steyr. Denn dann kam es zum Zusammenbruch der „Österreichischen Bodenkreditanstalt", mit der die Steyr-Werke eng liiert waren. Hier saßen aber jene Bankleute, deretwegen Porsche schon 1923 von Austro-Daimler wegg-egangen war. Und so verließ der geniale Konstrukteur den aufstrebenden österreichischen Automobilhersteller. Bereits 1930 wurde zwischen Steyr und Austro-Daimler eine enge Kooperation vereinbart, um einen gegenseitigen ruinösenKonkurrenzkampfauszuschließen. Außerdem wurden die Aktien der „Vereinigten Styria-Fahrrad- und Dürkopp Werke A. G. ", einer Gründung von Johann Puch aus dem Jahr 1897, erworben. Die zunehmende Wirtschaftskrise beeinträchtigte jedoch den Absatz von Autos empfindlich; im Herbst 1929 mußte sogar die Produktion vorübergehend eingestellt werden. . : 17
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