Der junge Johann Puch erkannte seine Chance. Eisern sparte erjeden Kreuzer und machte sich, trotz etlicher bürokratischer Hindernisse, vorerst als Fahrradmechaniker selbständig. Bald reifte in ihm auch die Idee, selbstFahnfüler zu bauen. 1890 erhielt er den Gewerbeschein für das ,freie Gewerbe derfabriksmäßigen Erzeugung von Fahrrädern" in Graz. Puchs Aufstieg war steil: Der ehemalige Bauernbub erwies sich nämlich als fahiger Organisator, wußteaberauchumden Wertrichtiger Werbung. Berühmt wurde er, als mit seinem „Styria" 1893 beim großen Radrennen Wien-Berlin fabelhafte Zeiten erzielt wurden. Diese Raklame zog: Eine Flut von Aufträgen ergoß sich über das kleine Werk. 1899 gründete Puch die „Erste steiermärkische Fahrrad-FabriksActien-Gesellschaft". Und schon 1901 begann der unermüdliche Unternehmer mit dem Bau von Kleinmotoren, die er in verstärkte Fahrräder einbauen ließ: die ersten Nlofas waren geboren. Von da war es nicht mehrweit zum Motorrad. Auch hier warb Puch mit sportlichen Erfolgen. Etwa 1906, als ein Puch-Motorrad gegen schwerste internationale Konkurrenz das große „Gordon-BennetRennen" gewann. Der für Johann Puch logische nächste Schritt war der Automobilbau. Die auf der „ VI. Internationalen Automobilausstellung" in Wien erstmals präsentierte „Voiturette" errang sofort höchstes Kritikerlob. Nicht zuletzt verdankte es Puchwieder sportlichen Erfolgen, daß seine Fahrzeuge in den maßgeblichen Gesellschaftsschichten Eingang fanden und sogar von Mitgliedern des Kaiserhauses gefahren wurden. 22 Tage nachseinem52. Geburtstag starbJohann Puch am 19.Juli 1914 an einem Herzschlag. Sein Lebenswerk aber blieb bestehen. Produziert wurden mittlerweile, neben Fahr- undMotorrädern, Sport- und Luxusautos, Taxis, Omnibusse, Liefer- und Lastkraftwagen ebenso wie Rettungs- und Feuerwehrautos. In Graz, Wien, Budapest und Prag wurden insgesamt rund 1.200Leute beschäftigt. Nach dem 1. Weltkrieg begannman bei Puch schon bald wieder mit dem Bau von Fahr- und Motorrädern. Ein revolutionärer luftgekühlter Doppelkolbenmotor - eine Eigenkonstruktion - brachte den DurchbruchaufdemMotorradsektor: Die „Ll\1", die „175" und schließlich der 1)lp „220" fanden eine ungeahnte Verbreitung. Und bald waren auch wieder PuchAutos aufden Straßen zu sehen. Die allgemeine wirtschaftliche Situation erlaubte jedoch ein Nebeneinander mehrerer Automobilfabriken im klein gewordenen Österreich nicht mehr. So kam es 1928 zur Fusion mit der „Östen--eichischen Automobil-Fabriks-AG." (der früheren „Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft", weltbekannt mit ihren Autos unter dem Namen „Austro-Daimler") und der „Österreichischen Flugzeugfabrik Aktiengesellschaft", dem Karosseriewerk von „Austro Daimler". Die neue Firma erhielt denNamen„Austro-Daimler-Puchwerke A.G.". Am Ende dieses Produktionsabschnittes bis 1935 steht vor allem jenes Motorrad vom 1)lp „Puch 250 S 4", das damals die leistungsfdhigste Zweitakt-Serienmaschine ohne Gebläse darstellte. Kein Wunder, daß dieses Modell bald das Straßenbild in Österreich beherrschte: 1938 trugen von 37.000 zugelassenen Motorrädern 32.000 den Namen „Puch" aufdem Tank. Serienerfolge bei internationalen Rennen bestätigten nur den guten Rufder Puch-Motorräder. Doch auch das fusionierte Unternehmen konnte sich in der damals schwierigen Zeit nicht lange halten und so kam es bereits am 12. Oktober 1934 zum Verschmelzungsbeschluß mit der „Steyr-Werke A.G.": Der 10. Mai 1935 wurde die Geburtsstunde der „Steyr-DaimlerPuch Aktiengesellschaft" durch Eintragung in das Handelsregister. 15
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