125 Jahre Steyr-Daimler-Puch A.G. 1864-1989

12 JosefWerndlPionier und Wohltäter Josef Wenull, der Vater des heutigen Konzerns Steyr-Daimler-Puch, war seiner Zeit um teilweise 100Jahre voraus. Seine Erfindungen, seine sozialen Leistyngen prqr(ten die industrielle Entivicklung in Osterreich bis weit in unserJahrhurulert hinein. lsJosef Werndl am Z6. Februar 1831 in Steyr zur Welt kam, war es ihm noch nicht in die Wiege gelegt, daß er einer der größten und rrwdernsten Industriellen seinerZeit werden sollte. Vater Leopold hatte einen mittelständischen Betrieb zur Erzeugung von Waffenbestandteilen. Gleich nachAbschluß der sechsjährigenNormalschule wurde der Bub zu einem der besten Gewehrmacher Wiens in die Lehre geschickt; zu Hause erlernte derfrischgebackene Büchsenmacher dann auch noch die Feilenhauerei. Schon damals wollte er Modernisierungen im elterlichen Betrieb, konnte sich aber gegen seinen Vater nicht durchsetzen. So zog er es vor, in der Fremde weiterzuarbeiten. Eine wichtige Station war dabei die staatliche Waffenfabrik in Wien, wo erzum erstenMal mit amerikanischen Maschinen für eine moderne Massenproduktion in Berührung kam. Ausschlaggebend für seinen weiteren Lebensweg war aber ein zweijähriger AmerikaAufenthalt. Dort, bei Remington in Illinois und bei Colt in Hartfort, lernte Werndl all das, was ihn dann in seiner Heimat zum berühmtesten und wichtigsten Waffenfabrikanten der k.u.k. Monarchie werden ließ. Werndls ruheloser Erfindergeist brachte das Hinterladergewehr hervor, das die Armeen der Welt revolutionierte. Ihmverdankenwirauch den erstmaligen Einsatz des Fließbandes für die Massenproduktion in Europa und die industrielle Nutzung des elektrischen Stroms. Man kann den Industriellen Josef Werndljedoch nichtwürdigen, ohne auch den Bürger und vor allem den Menschen zu sehen, dessen soziales Engagement seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war. Als typischer Vertreter des liberalen Großbürgertums beschränkte sich Werndl jedoch nicht alleine darauf, seiner Hauptstadt Steyr als Major der Bürgercorps, als Gemeinderat und Landtagsabgeordneter zu dienen. Schon 1861 ließ er ein Waisenhaus für Mädchen enichten. Als beispielhafte soziale Leistung gilt noch heute die für seine Arbeiter und deren Kinder errichtete Schwimmschule, aus der dann bald das erste private Freischwimmbad Oberösterreichs wurde. 1870 begann Werndl dann mit dem Bau von Arbeiterwohnstätten. In seinem Todesjahr 1889 standen bereits 153 Häuser, in denen 600 Familien Platz fanden. ZO Jahre zuvor hatte Werndl die Gründung einer Einkaufsgenossenschaft initiiert, um den Arbeitern den billigen Einkauf von Lebensmitteln und Kleidung zu ennöglichen. Praktisch zur selben Zeit gründete er auch einen Pensionsfonds, einen Altersunterstützungsfonds und eine Invaliden- und Unterstützungskasse. Vorbildlich war Werndl auch in seiner Bescheidenheit: Als Träger des österreichischen Ordens der Eisernen Krone III. Klasse hätte er ein Adelsprädikat beanspruchen können. Von diesem Recht hat Werndl jedoch nie Gebrauch gemacht. So bleibtervorallemals Unternehmer mit echt liberaler Gesinnung in Erinnerung. Denn man darf nicht vergessen, daß alle diese sozialen Einrichtungen damals entweder gar nicht oder nur in Ansätzen vorhanden waren. Sein soziales Denken überdauerte sogar seinen Tod: AlsJosefWerndl 1889 im Alter von 58Jahren starb, hinterließ ergroße Teile seines Barvennögens einer wohltätigen Stiftung.

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