125 Jahre Sparkasse in Steyr
Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit in Steyr Schil/ingrechnung In Geltung . Ab 1. Jänner 1925 bis 25. April 1938; bis 1. Juli 1926 neben der Krone, ab 17 März 1938 neben der Reichsmark. Schillingrechnungsgesetz Münzfuß und Parität: 1kg Fein gold= S 4.723,20, 1S = 0,21172 g Feingold, Goldankaufs– preis j e Kilogramm Feingold . bis 5. Mai 1933 S 4.715,- , vom 6. Mai bis 17 Dezember 1933 S 5.893, 75 und ab 18. Dezember 1933 S 5.976,26. Un terteilung: 100 Groschen (g) Umrechnung : 10.000 Kronen = 1Schilling Der letzte Schritt zur Beseitigung der Inflationsfolgen wurde durc h die Schaffung einer neuen Währu ngseinheit getan, die Schilling genan nt wurde. Aufgrund des Schillingrech nungs– gesetzes wurden die 1924 ausgegebenen Silbermünzen zu 10.000 Kronen mit der Bezeichn ung Schilling eingezogen. Die neuen nach dem Schillingrechnungsgesetz geprägten Münzen hatten zwar das gleiche Münzbild, waren aber etwas klein er und enthielten vor allem wen iger Silber (3,84 g gegenüber 5,60 g). Die Münzen zu 100, 200 und 1.000 Kronen galten als Münzen zu 1, 2, und 10 Groschen weiter. Es wurden auch Goldmünzen zu 100 und 25 S geprägt, die ab 1934 mit ein em geänderten Münzbild hera uskamen. Da die Nationalbank nicht verpflichtet war, ihre Banknoten in Goldmünzen umzuwandeln, kamen diese nicht in den allgemeinen Verkehr. · Die österreichische Wirtsc haft entwickelte sic h in den folgenden Jahren gut; 1926 ko nnte d ie Devisenbewirtscha ftung aufgelassen werden. Aber schon 1929 begann die durch den New Yorker Börsenkrach ausgelöste Weltwirtschaftskrise auch auf Osterreich überzugreifen. Die Al/gemeine Osterreichische Boden-Credit-Anstalt geriet in Schwierigkeiten und wurde von der Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe übernommen. In d ieser kritischen Situation erhielt Osterreic h durch das Haager Abkommen vom Jänner 1930 eine Hilfe, da ihm alle im Staatsvertrag von St. Germain auferlegten noch offenen finanziellen Lasten erlassen wurden. Trotzdem nahm die Wirtschaftskrise immer stärkere Formen an und erreichte im Mai 1931 einen Höhepunkt, als die Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe zusammenbrach. Die Sanierung erfolgte durch Hilfen des Bundes, der Nationalbank und des Bankhauses s. M. V. Rothschild. Der starke Devisenabluß im Zusammenhang mit der Credi tanstaltskrise zwang Osterreich, ab 9. 10. 1931 neuerlich eine Devisenbewirtschaftung einzuführen, d ie der Nationalbank oblag, welche hiefür die Prüfungsstelle für den Zahlungsverkehr m it dem Auslande schuf. Die Stabilität des Schilling - damals auch , Alpendollar" genannt - wurde durch eine scharfe Deflationspolitik erreicht und mit einer stagnierenden Wirtschaft und hoher Arbeitslosigkeit erkauft. Die damalige Wirtschafts - und Währungspo litik, die unseren heutigen Vorstellungen in ke iner-Weise entsprach, spiegelt d ie volkswirtschaftlichen Ansichten wider, wie sie in den Dreißiger– jahren nicht nur in Osterreich, sondern in ganz Europa bestanden. Die p olitischen Verh ältnisse Anfang 1938 führten schließlich zu einer fühlbaren Verschärfung der Devisen– bestimmungen. · Die große Weltwirtschaftskrise der Zwischenkriegs– zeit hat Osterreich schwer geschadet, besonders Steyr nahm wegen seiner einseitigen Wirtschaftsstruktur leider eine negative Sonderstellung ein. Wie hart die Stadt von der mit der Depression Hand in Hand gehenden Arbeitslosigkeit getroffen war, kann man der Wiener Zeitung Nr. 9 vom 24. Jänner 1932 entnehmen. Es heißt dort wörtlich : „Als eine Stadt von vielen steht Steyr vor dem Zusammenbruch: einem Erfordernis von 2,4 Millionen Schilling steht eine Bedeckung von ca. 1,4 Millionen Schilling gegenüber, 53 % der Bevölkerung leben von öffentlichen Unterstützungen, 400 Personen der 22.000 Einwohner sind ohne jedes Einkommen , 90 % aller Kinder sind unterernährt. Wenn man Steyr betritt, hat man den Eindruck, es gäbe nur Bettler ..." Natürlich verspürte auch die Steyrer Sparkasse den wirtschaftli chen Niedergang, allein zwischen 1930 und 1932 gingen die Einlagen von 14 auf 11 Millionen Schilling zurück. Dennoch kann mit Stolz darauf ver– wiesen werden , daß gerade in diesen schwierigen Zeiten der Grundsatz der Gemeinnützigkeit nicht über– gangen wurde. Erst um 1935 verbesserte sich die wirtschaftliche Situation im Zusammenhang mit einer günstigeren Beschäftigungslage in den Steyr-Werken . Die „Steyr– Werke Aktiengesellschaft", wie sich die Osterreichische Waffenfabriksgesellschaft nun nannte, hatte bereits um 1920 mit dem Bau von verschiedenen Autotypen begonnen (Steyr-Sechszylinder, Lastwagen, Sport– wagen) und hat ab 1934 die serienmäßige Fabrikation des Personenkraftwagens „Typ 100" und ab 1936 des bewährten Kleinwagens „Typ 50" aufgenommen. Neue Wohnsiedlungen entstanden in „Klein , aber mein", „Schlüsselhof" und „Gründberg", teils mit Hilfe von langfristigen Finanz ierungen der Sparkasse in Steyr.
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