Die Hörmühle im Jahre 1902 abgesehen, stetig entwickelte. Die Hauptabnehmer vor dem ersten Weltkrieg waren Papierfabriken, die jene voluminösen Papiere herstellten, die zum Einwickeln der Zuckerhüte dienten. Das Holzmehl wurde größtenteils innerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie abgesetzt und nur wenig exportiert. Nach dem im Juni 1914 erfolgten Ableben Emil Kullmanns fiel die Leitung des Unternehmens wieder Carl Reder zu. Der Ausbruch des ersten Weltkriegs legte zufolge der Einrückung vieler Arbeiter das Werk vorerst still, später gelang es aber doch, die Produktion, wenn auch in sehr beschränktem Umfang, wieder aufzunehmen und sie auf Grund größerer Bestellungen der k. u. k. Pulverfabrik Blumau im Jahre 1917 auch erheblich zu erweitern. Diese Aufträge ermöglichten es, die benötigten Arbeitskräfte und Josef Reder vom Militärdienst frei zu bekommen, der, zurückgekehrt aus dem Felde, sofort die Leitung der Fabrik übernahm und den Anteil des verstorbenen Emil Kullmann erwarb, womit das Unternehmen wieder in den Alleinbesitz der Familie zurückkehrte. Josef Reder trat nunmehr - wie bereits erwähnt - als Gesellschafter in die Firma ein. In den letzten Kriegsjahren war zufolge der schlechten Qualität des Brotes vielfach die Ansicht verbreitet, daß Holzmehl zum Strecken verwendet würde. Wohl wurden vom Armeeoberkommando derartige Versuche gemacht, doch mußte die Absicht, das Brot auf diese Art zu 36 Die heutige Holzmehlfabrik „Hörmühle" ,,vermehren", aufgegeben werden, weil die benötigten enormen Mengen Holzmehl nicht herstellbar waren und die hiezu erforderlichen Maschinen nicht aufgetrieben werden konnten. Der Zusammenbruch der Monarchie brachte einen völligen Stillstand des Geschäftslebens mit sich. Diese unfreiwillige Ruhe wurde zu einer gründlichen Überholung des \'v'erkes benutzt. lm Spätsommer 1919 begann sich die Lage endlich zu bessern, und es gelang, zuerst in die Schweiz, dann nach Italien und f-rankreich Holzmehl auszuführen sowie auch größere Abnehmer in Deutschland zu finden. Im Jahre 1920 wurde das Fabriksgebäude vergrößert, in den folgenden Jahren die maschinellen Einrichtungen so verbessert, daß die Leistung gegenüber der Zeit vor dem Kriege verdoppelt werden konnte. Als Folge einer Staubexplosion kam es 1920 zu einem äußerst gefährlichen Brand, der die Veranlassung gab, das Werk durch eine automatische Peucrlöschanlage (Sprinkler) zu schützen. Zwischen 1920 und 1930 wurden ungefähr 85 0(, der Erzeugung nach den Osterreich unmittelbar benachbarten Ländern sowie nach Frankreich, Polen, Bulgarien und Griechenland ausgeführt. Dieses Verhältnis änderte sich nach dem Jahre 1931, da durch Zollerhöhungen der Importländer die Ausfuhr zurückging. Glücklicherweise entstanden dafür neue Großabnehmer in Osterreich. 37
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