125 Jahre J. & C. Reder

Am 19. März 1943 starb Carl Reder im 87. Lebensjahr. In den sechs Jahrzehnten, in welchen ihm die Verantwortung für die Firma auferlegt war, mußte er harte Schicksalsschläge hinnehmen und viele schwierige Entscheidungen treffen. Seinem bewunderswerten Optimismus, seinem Weitblick und seiner klaren Entschlußkraft hat das Unternehmen viel zu verdanken. Nach seinem Tod verblieben als Gesellschafter der Firma sein Sohn Josef Reder und Dr. franz Reder. Kriegsbedingte Einschränkungen und Schwierigkeiten aller Art machten sich immer mehr fühlbar und stellten enorme Anforderungen an die Betriebsführung und Gefolgschaft; ein fortge:etztes Improvisieren war erforderlich. Der 12. März 1945 brachte wwohl der Familie als auch dem Unternehmen schweres Unheil. ßei den Kämpfen an der Ostfront fand der einzige Sohn Josef Reders, noch nicht zwanzig Jahre ::ilt, den Soldatentod. Am gleichen Tag vernichtete bei einem der schwersten Pliegerangriffe, die Wien erlebt hat, eine Bombe den größten Teil des Zentralbürogebäudes und mehrere andere richteten auf den Lagerplätzen erhebliche Schäden an. \'(lährend der letzten Kriegshandlungen in Wien brannte das Hauptlager für Importhölzer, welches einige Tage direkt zwischen den Kampflinien lag, mit über 4000 Kubikmeter hochwcrtißen Laubschnitthölzern samt allen Baulichkeiten restlos ab. Die Vorräte der anderen Lager fielen fast zur Gänze der Plünderung zum Opfer. Außerdem wurden für den Heeresbedarf der Besatzungsmacht bedeutende Mengen requiriert. Übrig blieben im wesentlichen nur einige hundert Kubikmeter Laubhölzer, die zur größeren Sicherheit des Luftschutzgrabens über diesen gestapelt waren und sich wegen ihres großen Gewichtes und der Höhe des Stapels zum Plündern nicht gut eigneten. Der gesamte Fuhrpark ging verloren, von den anderen Mobilien blieb nur wenig Brauchbares erhalten. Trotzdem wurde sofort nach Beendigung der Kriegshandlungen unter in jeder Beziehung außerordentlich schwierigen Verhältnissen mit der „Wiederbelebung" der Firma begonnen. I da Rede r, welche in der Firma seit 1931 tätig ist, wurde 1947 als Gesellschafter aufgenommen. Sie hatte unmittelbar nach der Besetzung als einziges damals in Wien anwesendes Familienmitglied oft einen schwierigen Stand und erwarb sich auch in der Folgezeit, in der heute kaum mehr verständliche Ausnahmegesetze galten, um die Firnn erhebliche Verdienste. Das Haupthindernis für die Versorgung in den ersten „Friedensjahren" lag im Fehlen fast aller Verkehrsmittel. Es darf wohl als eine außerordentliche Leistung unserer Firma festgehalten werden, daß noch vor Aufn::ihme des normalen Bahnverkehrs dreizehn Eisenbahnzüg:! mit Schnittholz, als von der Besatzungsmacht bewilligte „Probefahrten" eines Bundesbahnausbesserungswerkes, oft unter abenteuerlichen Begleitumständen, nach Wien gebracht werden konnten. Die damaligen Schwierigkeiten, einigermaßen fahrbereite Lastkraftwagen anzuschaffen und sie angesichts des krassen Ersatzteilmangels in Betrieb zu halten, sind heute kaum mehr vorstellbar. Aber auch diese Klippe wurde überwunden und bereits Anfang 1946 verfügte die Firma über zwei schwere Lastwagen, denen bald weitere folgten. Heute besteht der firmeneigene Fuhrpark aus 23 Motorfahrzeugen. Unter bewußtem Verzicht auf die damals wie in jeder Zeit größeren Warenmangels vielfach üblichen Geschäfte zweifelhaften Charakters war es das Bestreben der Firma, den vordring16 Ida Reder liehen echten Bedarf nach besten Kräften zu decken und den alten Kundenstock wenigstens mit dem notwendigsten Holz zu versorgen. Gleichzeitig wurde begonnen, Exportverbindungen aufzunehmen, um den Arbeitsbereich auf eine breitere Basis zu stellen. So konnte beispielsweise bereits Ende 1946 eines der ersten Kompensationsgeschäfte mit Ungarn zustande gebracht werden, dem bald Lieferungen nach der Levante und anderen Ländern folgten. Heute exportiert die Firma nach allen Märkten, die für österreichisches Holz in Frage kommen. Kurz nach Kriegsende ergab sich für die Firma die Möglichkeit, der in den letzten Jahren immer mehr zu Tage tretenden Veränderung in der Holzverwendung Rechnung zu tragen und den schon bisher betriebenen Handel mit Sperrholz- und Paneelplatten stark zu erweitern. Die hiezu notwendigen Lagerhallen wurden gebaut und auch der Handel mit Faserplatten und Furnieren aufgenommen. Die Furniere werden hauptsächlich in Lohnmesserung von Rundholz 17

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