125 Jahre J. & C. Reder

Josef Reder als Offizier an der Front stand. In diesem Jahr wurde er für die Holzmehlfabrik, welche wichtige Kriegsaufträge durchzuführen hatte, freigestellt und trat als Gesellschafter in das Unternehmen ein. Seither widmet Josef Reder seine Arbeit hauptsächlich der Leitung der Fabrik. Für die Erweiterung des Schnittholzhandels erwies es sich damals als zweckmäßig, Einkaufsgebiete für die Firma zu erschließen, deren Transportwege zur Donau gravitierten, um die billigere Wasserfracht auszunützen. Das Schnittholz wurde auf eigene oder gepachtete Lagerplätze an der Donau geführt und von betriebseigenen Traunern bis zu dem am Donaukanal in Wien gelegenen Lagerplatz gebracht. Diese Transportmöglichkeit war besonders im ersten Weltkrieg von großer Bedeutung, weil durch sie den damals ofl: sehr bedeutenden Schwierigkeiten im Bahnverkehr ausgewichen werden konnte. Aus den Gefahren der Inflationszeit wußte Carl Reder auf Grund seiner reichen Geschäftserfahrung die Firm:i gut herauszuhalten und Substanzverluste zu vermeiden. 1922 konnte der 10 Lagerplatz Treustraße durch Kauf eines Grundstückes vergrößert werden, und schließlich wurde 1928 der bisher gepachtete Teil des Lagerplatzes käuflich erworben; damit war die größtmögliche Ausweitung des heutigen Hauptlagers erreicht. Eine 1931 erbaute Trockenanlage gestattet es, die Kunden mit sofort verarbeitungsfähigem Material zu bedienen. Die Konkurrenzverhältnisse in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg waren infolge der großen Übersetzung des \Viener Holzhandels sehr schwierig. Es bedurfte zäher Arbeit und großen Fleißes, um sich zu behaupten und das Unternehmen vorwärtszubringen. Eine Erweiterung des Geschäftsumfanges wurde durch die Aufnahme des Handels mit Sperrholz- und Paneelplatten sowie durch Intensivierung des Streckengeschäftes und des Exportes erreicht. Jahre schöner Erfolge wurden durch die Auswirkungen der im August 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise unterbrochen, die Österreich besonders hart traf, weil die katastrophalen Folgen der Zerreißung des großen Wirtschaftsgebietes der Monarchie noch nicht überwunden waren. Viele der zu stark auf Kreditbasis aufgebauten Industrie- und Handelsbetriebe brachen zusammen, wodurch die sie finanzierenden Banken nicht selten so geschwächt wurden, daß sie ebenfalls in Not gerieten. Damit waren sie ihrerseits nicht mehr in der Lage, auch guten Indu,trien weiterhin in ausreichendem Maß Finanzierungsinstitut zu sein, wodurch wieder mancher lebensfähige Betrieb zugrunde ging. Diese Wechselwirkung brachte es mit sich, daß es zeitweise kaum möglich war, auch nur mit einiger Sicherheit die Bonität der Kunden richtig einzuschätzen. Die Insolvenzverluste der Firma in dieser Zeit waren schwer. Es gelang jedoch unter Zuhilfenahme aller Reserven und mit einem außergewöhnlichen Arbeitseinsatz der Widerwärtigkeiten Herr zu werden und die Gefahr für die eigene Firma zu bannen. In wenigen Jahren konnten durch die sorgsame Pflege des Geschäftes und durch eine äußerst vorsichtige Kreditgewährung die in der Krisenzeit verursachten Verluste ausgeglichen werden. Die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse blieben aber weiterhin labil, bis die bekannten Ereignisse des Jahres 1938 eintraten. Die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich brachte eine grundlegende Anderung der Marktverhältnisse. Der bedeutende Holzüberschuß Österre;chs, der bisher ofl: nur unter großen Schwierigkeiten und zu schlechten Preisen exportiert werden konnte, fand zur Gänze Absatz im J nland. Darüber hinaus wurde die Einfuhr von Nadel- und Laubschnittholz aus allen europäis::hen Holzexportländern stark erweitert, wobei österreichische Firmen sich hauptsächlich beim Import aus den südosteuropäiscben Staaten, wie Ungarn, Slowakei, Jugoslawien, Rumänien und Bulgarien, betätigen konnten. Hatte unsere Firma auch schon vor 1938, dem damaligen bescheidenen österreichischen Bedarf entsprechend, hochwertige Nadel- und Laubschnitthölzer aus den südosteuropäischen Staaten und Polen eingeführt, so wurde nunmehr die Einfuhr stark ausgebaut und ein großes Lager von Importhölzern angelegt. Rasch wandelte sich der bisherige Käufermarkt zu einem Verkäufermarkt und wurde mit dem Fortschreiten der Verknappung der Rohstoffe von einer preis- und mengenmäßig gelenkten Marktordnung abgelöst. Stabile Preise, niedrige vorgeschriebene Handelsspannen, dafür aber große Umsätze, sehr geringes Risiko, flüssige Zahlungsweise, sind kennzeichnend für die:e \Virtschaftsepoche, die der Firma eine bedeutende Vergrößerung brachte, hauptsächlich deshalb, weil die fürs erste wenig rentabel erscheinende Erfüllung der in mancher Hinsicht neuen an den Handel 11

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