125 Jahre J. & C. Reder

Der Engelhof in Steyr, erworben von Carl Reder im Jahre 1886 nichtung durch das katastrophale Hochwasser von 1897 nicht entgangen wäre. Als Ersatz wurde das große Sägewerk der „Allgemeinen Baugesellschaft" in Wien an der Brigittenauer Lände in Pacht genommen, das durch achtzehn Jahre hindurch im Betrieb der Firma blieb. Im gleichen Jahr mußte Josef Reder wegen eines schweren Lungenleidens seine Mitarbeit in der Firma aufgeben. Er suchte vergebens in Agypten Heilung und starb 1885 in Kairo. Carl Reder wurde nun Alleininhaber der Firma, deren Geschicke zu lenken er für mehr als sechzig Jahre berufen war. 1896 kaufte er die an der Steyr im Gemeindebezirk von Waldneukir.chen gelegene Hör m ü h I e, ein zweigattriges Sägewerk, zu dem auch eine Getreidemühle gehörte. Die Rundholzversorgung des Sägewerkes erfolgte zum größten Teil aus dem Gebiet von Windischgarsten und dem Steyrtal, von wo das Holz auf der Steyr bis zur Hörmühle getriftet wurde. Als Ende Juni 1897 die erste der beiden bekannten Hochwasserkatastrophen der Jahr8 hundertwende eintrat, lagen noch etwa 8000 Festmeter Rundholz, ungefähr die Hälfte der für das \'{/erk bestimmten Jahresmenge, an der Sperrbrücke. Als dazu noch in kurzen Abständen große Mengen von Triftholz aus den gebrochenen Sperren in Klaus und St. Pankratz flußabwärts kamen, konnte die Sperrbrücke diesem ungeheuren Druck nicht widerstehen und brach, so daß das gesamte Holz fortgeschwemmt wurde. Wohl konnte ein Teil davon noch an der Steyr und am Ennsfluß geborgen werden, doch war der Schaden außerordentlich hoch, da das Hochwasser auch zwei Brücken, die bei der Hörmühle und eine bei Neuzeug, mitgerissen hatte und beide neu erbaut werden mußten. Mit den Hochwasserschäden, die der Firma noch bei den Lagerplätzen an der Enns und an der Donau entstanden, erreichte der Verlust einen Betrag von rund 100.000 Gulden. Diese Kapitaleinbuße war noch lange nicht überwunden, als zwei Jahre später ein neuerliches, noch größeres Hochwasser, diesmal an der Enns, einen ebenw hohen Verlust brachte. Durch diese beiden Katastrophen war ein bedeutender Teil des Betriebskapitals verlorengegangen. Für Carl Reder folgten sehr harte und entbehrungsreiche Jahre. Er gab sich aber nicht geschlagen und begann mit zähem Fleiß und unermüdlicher Arbeitskraft die durch die Verluste notwendig gewordene Reorganisation der Firma. Der Umfang des Geschäftsbetriebes mußte den verminderten Betriebsmitteln angepaßt und entscheidende Sparmaßnahmen eingeführt werden. Erschwerend kam hinzu, daß um die Jahrhundertwende die Baukonjunktur nachließ und sich Absatzschwierigkeiten bemerkbar machten. Dies erleichterte aber andererseits Carl Reder den zweifellos richtigen Entschluß, das Büro in Steyr aufzulassen und im Jahre 1902 den Pachtvertrag für das Sägewerk der „Allgemeinen Baugesellschaft" nicht mehr zu erneuern. Der Rundholzhandel wurde nunmehr auf einem bereits 1896 erworbenen großen Grundstück an der Brigittenauer Lände in Wien, in der Nähe der Jubiläumsbrücke (heute Heiligenstädter Brücke), abgewickelt, das Schnittholz dagegen gelangte auf dem im Jahre 1893 von der Firma Poschacher gepachteten Lagerplatz, Treustraße 35, zum Verkauf, wohin nunmehr auch das Firmenbüro verlegt wurde. Der Rundholzhandel, insbesondere nach Wien, ging seit den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts erheblich zurück. Ursache dafür war nicht nur die billigere Erzeugungsmöglichkeit des Schnittholzes auf den vielen forstnahen Sägen gegenüber den absatzorientierten in Wien gelegenen Werken, sondern auch die durch den Aufschwung des Betonbaues gegebene Anderung der Bauweise, bei welcher viel weniger Holz als bisher zur Verwendung kam. Der durch die Entwicklung zwangsweise geringer .gewordene Rundholzumsatz stellte schließlich eine Rentabilität des ausgedehnten Flößereibetriebes, der sich von Landl an der Enns bis Preßburg erstreckte und mit bedeutenden Regien und Risken verbunden war, in Frage. Da auch für die Zukunft dem Rundholzhandel eine günstige Prognose nicht gestellt werden konnte, entschloß sich Carl Reder, diesen, zumindest wie er bisher betrieben wurde, aufzugeben und sich mehr auf den Handel mit Schnittholz einzustellen. Die Schnittholzvorräte wurden bedeutend vermehrt, ein Laubschnittholzlager angelegt und 1911 ein Hobelwerk auf dem vergrößerten Platz, \XTien XX, Treustraße 35, errichtet. Im gleichen Jahr begann Josef Reder, der einzige Sohn Carl Reders, nach dem Besuch der Handelshochschule Leipzig in der Wiener Firma seine Tätigkeit, welche jedo:::h nur knapp 3 Jahre dauerte, da er im ersten Weltkrieg am 1. August 1914 einrücken mußte und bis 1917 9

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