125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

in Steyr zusammenzufassen, in deren Rahmen eine allgemein zugängliche Musikschule zu eröffnen und der Bevölkerung Konzerte ernster und leichter Art zu bieten. Die Stadt- gemeinde Steyr ist bemüht, dieses Beginnen nach Kräften zu begünstigen, erwartet jedoch von jedem, dem der kulturelle Aufstieg unserer Stadt am Herzen liegt, begeisterte Teil- nahme." In zwei Besprechungen, am 6. und 17. September 1945, hat der vorbereitende Ausschuß, dem außer Herrn Ing. Steinbrecher die Herren Dr. Runkel, Weidl, Baminger, Michl, Gruber, Pflugseder sen. und Johann Eipeldauer angehörten, dem Magistrat ein Expose vorgelegt, unter welchen Voraussetzungen die Möglichkeit der Inbetriebnahme einer Vereinsmusik- schule und Wiederaufnahme eines Orchesterbetriebes gegeben wäre. Es vollzog sich nun eine überaus mühevolle Aufbauarbeit, und oftmals schien es unmöglich, die sich entgegen- stellenden ungeheuren Schwierigkeiten in personeller, technischer und finanzieller Hinsicht zu überwinden. Dazu kamen noch Hemmnisse politischer Natur, da sich - besonders in Personalfragen - auch die Besatzungsmacht einschaltete. Durch den Krieg hatte das frühere Musikvereinsorchester schwerste Verluste erlitten. Zwei Vereinsmitglieder, junge, begeisterte Musiker, sind im Kriege gefallen, einige andere wurden durch die Kriegsereignisse von Steyr weggerissen und sind nicht mehr zurückgekehrt, anderen wiederum ist durch im Krieg zugefügtes Leid und Erkrankung das Musizieren unmöglich gemacht worden . Die Musik- schulräume in der Goldschmiedgasse wurden beim ersten Bombenangriff auf die Stadt am 23. April 1944 vollständig zerstört, wobei der größte Teil des Vereinsinventars verlorenging. Nach Kriegsschluß war der Schwechater-Hof, in dem sich das Probelokal befand, von der Besatzungsmacht in Beschlag genommen worden, und der Konzertsaal (Casino) befand sich in einem desolaten Zustand und war unbenützbar. Die Lage war daher trostlos. In einem Bericht von damals hieß es charakteristisch: ,,In einer Zeit, da die Masse der Menschen nur der Sorge ums tägliche Brot unterworfen ist und mit erlaubten oder unerlaubten Mitteln einzig und allein materiellen Vorteilen nachstrebt, ist im Musikverein Steyr eine kleine Schar von Männern am Werk, die nach Erfüllung der harten täglichen Berufspflicht ihre Freizeit dazu hergeben, dem kulturellen Leben der Stadt neuen Aufschwung zu verleihen." Und das Werk gelang. Zu Hilfe kamen einige tüchtige Musiker, die als Volksdeutsche in Steyr eine neue Heimat gefunden hatten. So auch Prof . Rudolf Mraz, ein gebürtiger Steyrer, der viele Jahre als Berufsmusiker (Fagottist und Cellist) und als Musikprofessor am Konservatorium in Prag tätig gewesen war und zuletzt seit Jahren das Rundfunkorchester in Preßburg geleitet hatte. Ihm wurde die musikalische Leitung des Musikvereines übertragen. Am 29. Juli 1947 fand die erste Jahreshauptversammlung nach dem Kriege statt, in der der frühere, langjährige und verdienstvolle Vorstand Dr. Gustav Runkel wiedergewählt wurde. Zweiter Vorstand 88

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