125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

1866, aber auch das neue Interesse der Steyrer für die in diesen Jahren gegründeten Gesang- vereine (Steyrer Lieder tafel und MGV Kränzchen) ließen den Konzer tbetrieb des Musik- vereines nicht recht aufkommen, bis das Jahr 1871 eine neue Blüte brachte. Einige kunstbegeisterte Idealisten begannen einen Werbefeldzug zur Wiederbelebung des Vereines, und anläßlich der Versammlung des Stenographenvereines gab es das erste Konzert der neuen Epoche, das begeistert aufgenommen wurde. Viele Gönner und Freunde fanden sich wieder, so u. a. Frau Anna Werndl, Frau Barbara Schönthan, die Herren Franz Werndl, Moritz Gschaider, Josef Pöltl , Carl Almeroth. Der 25 . Jänner 1872 brachte eine Namensänderung und neue Statuten. Die Vereinigung nannte sich nunmehr 11 Gesellschaft der Musikfreunde zu Steyr" und wurde, der Sitte der Zeit entsprechend, sogar mit einem herzhaften Motto ausgestattet. Im gleichen Jahre wurde Herr Franz Werndl vom Vorstand gewählt. Es gelang seiner Tat- kraft, im Jahre 1874 den pensionierten k. k. Militärkapellmeister Josef Withe (1874- 1889) als künstlerischen Leiter zu gewinnen. Großer Aufstieg kennzeichnete die Ära Withe, und das Orchester verfügte über eine stattliche Anzahl geschulter Kräfte. Wenngleich die Programme unverkenntlich den Stempel eines Militärkapellmeisters vom alten Schlage trugen, so muß besonders lobend hervorgehoben werden, daß Withe vor allem deutsche Musik pflegte . Außer Unterhaltungsmusik von Johann Strauß, Lanner, Millöcker, Ziehrer u. a. finden wir auch unsere großen Meister wie C. M . v. Weber, Nicolai, Kreutzer, Mozart, Schubert und Wagner vertreten. Withe war es auch, der mit Hilfe des kunstsinnigen Vorstandes weltberühmte Künstler der damaligen Zeit nach Steyr brachte. So konzertierte sowohl das hervorragende Florentiner Quartett als auch das Streichquartett Hellmesberger junior in unserer alten Stadt. Krankheitshalber resignierte 1889 Withe, und Ludwig Großauer wurde zum Dirigenten bestellt. Unter seiner Leitung machte das schon 42 Mann starke Orchester weitere Fort- schritte; im besonderen wurde auf exaktes Zusammenspiel größter Wert gelegt, und die Umwandlung in ein richtiges Symphonieorchester begann sich abzuzeichnen. Ja, man ging bereits so weit, hervorragende Solisten heranzubilden, die in den folgenden Dezennien große Anerkennung und viel Beifall ernteten. Wer erinnert sich nicht heute noch der klang- vollen Namen der Geiger Hengg und Großauer jun., der Cellisten Prof. Weberndorfer und Bubla, des Oboisten Kamarzin, des Trompeters Hörwertner und des Harfenisten Professor Lavogler. Im Herbst 1899 übernahm Franz Bayer die Dirigentenstelle und leitete eine neue große Zeit des Vereines ein. Tüchtige Orchestermitglieder wirkten auf allen Gebieten, sei es im Ausschuß, im Orchester oder in der Musikschule, um Nachwuchs heranzubilden. Die alljähr- lichen Schülerkonzerte, deren Programme noch erhalten sind, geben heute noch Aufschluß 79

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