125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

Die Literatur- und Kunstgeschichte erfährt eine wesentliche Bereicherung. Ferdinand Raimund ist eben gestorben, Nestroy erneuert die Wiener Volksbühne, und in unserer engeren Heimat beginnt Stelzhamer sein Wirken im Dienste der oberösterreichischen Mundart. R. Schumann weilt eben in Wien, während F. Mendelssohn-Bartholdy gerade den Höhe- punkt seines Ruhmes als Dirigent der Leipziger Gewandhauskonzerte erklimmt. Richard Wagner flieht von Riga nach London und Par is, um den Nachstellungen seiner Gläubiger zu entgehen - schon beginnen die ersten Vorarbeiten für „Rienzi" und „Der fliegende Holländer" ... In dieser Zeit, am Osterdienstag des Jahres 1837, fand im damaligen Gasthaus „Zum goldenen Schiff" (dem heutigen Biograph-Theater) am Grünmarkt eine musikalische Unter- haltung statt, am 7. Jänner 1838 jedoch schon eine große Akademie, wozu alle Musik- freunde von Steyr und Umgebung zur Mitwirkung eingeladen wurden. Viele begeisterte Musiker kamen mit ihren Instrumenten, und viele Freunde der Musik griffen tief in ihre Taschen, um das große Vorhaben zu ermöglichen. Der stattliche Reinertrag von 116 fl. C.M. wurde zur Errichtung eines Mozart-Denkmals in Salzburg gewidmet, zu dessen feierlicher Enthüllung am 2. Oktober des gleichen Jahres eine Abordnung dieser musikalischen Vereinigung fuhr . Doch höher als der finan zielle Erfolg war der moralische. Zeigte doch die große Beteiligung der Bevölkerung, daß ein Verlangen nach guter und ernster Musik in allen Schichten vorhanden war. Die Gründung eines Musikvereines, welcher sich die s tändige Pflege von klassischer Musik zur Aufgabe machte, war zur Notwendigkeit geworden. Am 22. September 1838 trat die junge Vereinigung mit einem Werbekonzert in die Offentlichkeit mit nebenstehender Vortragsfolge. Im November 1838 erfolgte die kaiserliche Bestätigung der Vereinsstatuten und somi t die Gründung des „Vereines der Musikfreunde zu Steyr" . Als besonderes Ereignis schildert der Chronist das Konzert vom 30. November 1 841, welches aus Anlaß des Besuches Sr. kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Johann in Steyr gegeben wurde, der, von Vordernberg kommend, die Ausstellung von Erzeugnissen der Steyrer Gewerbe- treibenden in den geräumigen Gewölben (zu ebener Erde) und unter dem kleinen Turm des Schlosses Lamberg besichtigte und auch im Konzert anwesend war. Das Programm umfaßte u. a . eine große Symphonie von L. v. Beethoven, Schuberts „Der Hirt auf dem Felsen" und ein Violinkonzert von Beriot. Beginn des Konzertes war 12 Uhr mittags.