125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

GESELLSCHAFT DER MUSIKFREUNDE STEYR 1838-1938 Ein Abriß der Geschichte des Vereines nach den Arbeiten von Oberamtsrat J. Baminger und Prof. F. Greilach, gekürz t und zusammengestellt von Ing . J. Hack Will man nach 1.2 5 Jahren glückhaften Bestehens einer kulturell tätigen Vereinigung die Gründung selbst und die Begleitumstände, die sie veranlaßten, einer näheren Betrachtung würdigen, so gilt der Rückblick am besten der Zeit selbst. Auch die Gründung der Gesell- schaft der Musikfreunde Steyr durch ein paar für Musik begeisterte Männer wuchs aus dem Boden ihrer Zeit. Der Historiker H. Hantsch sagt von dieser Zeit folgendes: „Das ausklingende ,Biedermeier', dieser letzte Ausläufer der Romantik österreichischer Prägung, im wesentlichen kulturell betont , weicht einer Zeit, die als ,Vormärz' in die Geschichte eingegangen ist . Das ,Biedermeier' is t eine Zeit, die im glücklichen Bewußtsein der wiedergewonnenen Ruhe und Sicherheit dem inneren Erleben den Vorrang einräumt. Es ist freilich nicht mehr die Rede von jener Großartigkeit und pathetischen Feierlichkeit der äußeren Lebensform, wie sie das Barockzeitalter kennzeichnete. Von der Geisteshaltung der josefinischen Aufklärung ebenso beeinflußt wie von romantischem Gefühlsenthusiasmus, humanistischem Idealismus und von den realen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit, nimmt das Leben einfachere und anspruchslosere Formen an und sucht die Freude in der intimeren Welt des kleinen Gesell- schaftskre ises der Familie und Freundschaft, in der neu empfundenen Schönheit der freien, ungekünstelten Natur. In dieser Zeit entdeckte der O s terreicher eigentlich erst die farben- frohe Herrlichkeit seines reizvollen Landes . Da beginnen die Maler die Romantik der Bergwelt zu preisen und die Dichter d ie ungehobenen Schätze des Volkstums zu heben. Da erwacht der Sinn für das Malerische und Poetische, ge tragen vom ganzen Reichtum eines poetischen Gemütes, und strebt über den ereignislosen Alltag hinaus zum Erlebnis jener Werte, die der stillen Betrachtung offener liegen als der unruhigen Geschäftigkeit . Gleich- zei tig verlangt das aufstrebende Bürgertum wirtschaftlich und geistig Raum, wird Stimm- führer der öffentlichen Meinung und so wichtiger Träger des liberalen Gedankengutes. " 75

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