125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

ungarischen Monarchie ein Bruckner-Denkmal errichtet zu haben. Wien folgte erst im Jahre 1899 mit der Errichtung eines Denkmals im Zentralfriedhof, ebenfalls von Viktor Tilgner. Getreu dem Vermächtnis des großen Musikers Bruckner setzten die Steyrer ihre Bemühun- gen, der Musik zu dienen, fort und beriefen 1899 den Chorregenten Franz Bayer zum künstlerischen Leiter des Orchesters der „Gesellschaft der Musikfreunde". In wenigen Jahren führte er es zu einem Symphonieorchester empor, dessen hohes Niveau am 20. März 1904 die Aufführung der 2. Symphonie Anton Bruckners vor einem begeisterten Publikum erlaubte . Von 1888 bis 1918 als Chorregent an beiden Pfarrkirchen, von 1894 bis 1918 als Chormeister des „Männergesangsvereines Kränzchen", von 1895 bis 1918 als Gesanglehrer an der k . k. Staatsoberrealschule, von 1899 bis 1918 als künstlerischer Leiter der „Gesellschaft der Musikfreunde" tätig, konnte Franz Bayer darangehen, Werke berühmter und großer Tondichter kirchlich oder konzertant aufzuführen. Außer den bereits erwähnten Aufführungen von Werken Bruckners seien noch genannt: am 26. März 1898 (Palmsonntag) in der Stadtpfarrkirche die Aufführung der geistlichen Trilogie von Perosi „La Passione di Christo secondo S. Marco" mit 160 Mitwirkenden vor 4000 Zuhörern. An manchen Ostersonntagen der folgenden Jahre wurde die Messe in d-Moll von Bruckner, bei anderen kirchlichen Aufführungen das „Te Deum", das sieben- s timmige „Ave Maria" und andere geistliche Werke Bruckners aufgeführt. Daß diese Darbietungen einwandfrei gelingen konnten, wurde durch das Orchester der „Gesellschaft der Musikfreunde" , des „MGV Kränzchen" und des gesamten Schülerchors der Staatsober- realschule ermöglicht. Von den großen konzertanten Aufführungen seien erwähnt: ,,Die Schöpfung" und „Die Jahreszeiten" von Josef Haydn, ,,Paradies und Peri" von Robert Schumann, ,,Das Deutsche Requiem" von Johannes Brahms, das Oratorium „Kaiser Max und seine Jäger" von Albert Thierfelder (1908) und „Das Lied von der Glocke" von Max Bruch (1912, 350 Mitwirkende). Als Orchesterwerke führte Musikdirektor Bayer auf: Symphonie in h -Moll von Franz Schubert, Symphonie in D-Dur von L. van Beethoven, die „Jenaer-Symphonie" von L. van Beethoven, Symphonie in D-Dur von Franz X. Müller, Symphonie in C-Dur von Richard Wagner (alles Erstaufführungen in Steyr), einige Klavier- und Violinkonzerte und noch viele andere Orchesterwerke. Durch einen Generalversammlungsbeschluß im Jahre 1914 wurde eine Änderung des Namens von „Gesellschaft der Musikfreunde" auf „Musikverein Steyr" durchgeführt. Ein für uns heute unverständlicher Schritt! Dem Schreiber dieser Abhandlung war es gegönnt, als Student vom Jahre 1908 an vorerst bei der 2. Violine und ab 1911 bei der 1. Violine im genannten Orchester mitwirken zu 72

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