125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

Als Bruckner im September wieder auf Urlaub in Steyr weilte, überreichte ihm eine Deputation unter Führung von Regenschori Franz Bayer ein, wie es im oben zitierten Jahresbericht heißt, Ehrendiplom, dessen „zarte Zeichnung im Renaissance-Stil gehalten und auf Goldgrund in harmonischen Farben ausgeführt" war. Es wird in dem Bericht auch erwähnt, daß der Komponist nach längerem Gespräch mit den Herren sich so animiert zeigte, ihnen sogar einzelne Motive aus seiner IX. Symphonie, an der er gerade arbeitete, vorzu- spielen. Im folgenden Jahr traf Bruckner am 26. Juli in seinem geliebten Steyr ein. Er inter- essierte sich vor allem für den Fortgang des großen Orgelumbaues, der vor der Fertigstellung war, und äußerte sich darüber sehr zufrieden. über Veranlassung seines Freundes Bayer verbesserte der Meister das 1849 von ihm komponierte Requiem in d-Moll , das er in seiner zweiten Fassung eigenhändig niederschrieb . Diese zweite Fassung des Requiems eignete Bruckner seinem Freund und Schüler Franz Bayer mit dem Bemerken zu: ,,Es is nöt schlecht!" Seinen 70. Geburtstag feierte der greise Meister am 4. September 1894 in aller Stille im Stadtpfarrhof zu Steyr. Er lag damals schwer krank darnieder. Gegen Ende September aber trat in seinem Befinden eine überraschende Besserung ein, so daß er die Rückreise nach Wien antreten konnte . Es war sein längster Sommeraufenthalt - vom 26. Juli bis 23 . September 1894 -, aber auch sein letzter in Steyr. Wie sehr Bruckner seines Freundes Können schätzte, findet in dem nachstehenden und mit Stempelmarke versehenen Zeugnis seinen Ausdruck. Es lautet: Dieses Zeugnis war als Anerkennung für Bayers Leistungen geschrieben, als dieser am 4. Dezember 1895 beim Trauergottesdienst für den verstorbenen Stadtpfarrer Kanonikus Arminger die Erstaufführung von Bruckners Requiem in d-Moll dirigierte. Am 2. Mai 1896 folgte die zweite Aufführung dieses Requiems, anläßlich der Trauerfeier für den verstorbenen Erzherzog Karl Ludwig. So brachte es Chorregent Franz Bayer durch sein Eintreten für Anton Bruckner zuwege, daß die Stadt Steyr schon damals als „Bruckner-Stadt" in die Musikgeschichte einging. Als am 11. Oktober 1896 der große Tondichter für immer die Augen geschlossen hatte, beteiligten sich an den Begräbnisfeierlichkeiten in St. Florian auch alle seine Freunde aus Steyr, die „Gesellschaft der Musikfreunde", die „Liedertafel Steyr" und der „Männer- gesangverein Kränzchen", deren Ehrenmitglied Dr. Anton Bruckner war. Nach dem Heimgang Bruckners war es wiederum Franz Bayer, der es durch seine Tatkraft und sein Bemühen zustande brachte, daß man dem großen Symphoniker nächst der Stadt- pfarrkirche ein schönes Denkmal errichtete, ein Werk des Wiener Bi ldhauers Viktor Tilgner. Anläßlich des oberösterreichischen Sängerbundfestes in Steyr zu Pfingsten 1898 wurde es feierlich enthüllt. Steyr kann sich rühmen, als erste Stadt der ehemaligen österreichisch-

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