125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963
Franz Bayer begann eine wahre Aposteltätigkeit für seinen hochverehrten Freund und Meister. Er stellte sich die Aufgabe, mit allen in Steyr zur Verfügung stehenden Musikern und Sängern ein Werk Bruckners aufzuführen. Er wählte dafür die Messe in d-Moll aus, die am Ostersonntag 1893 in der Stadtpfarrkirche feierlich erklang. Der Komponist selbst spielte die Orgel , auf der er nach dem Hochamt noch ein Konzert gab, und Franz Bayer dirigierte. Der Zustand der damaligen Krisman-Orgel war kein erfreulicher, und auf Anregung Bruckners wurde sie auch bald durch die k. k. Orgelbauans talt St. Florian umgebaut. Von der Aufführung seiner Messe war Bruckner sehr befriedigt. An den Kritiker der 11 Deutschen Zeitung", Dr. Theodor Helm, der stets für Bruckner eintrat, schrieb der Meister: 11 Herr Chorregent Franz Bayer führte am Ostersonntag in der Stadtpfarrkirche zu Steyr meine d-Moll-Messe (mit 26 Proben) staunenswert gut auf." Diese Anerkennung zollte er Bayer auch in einem persönlichen Schreiben. Bei der Feier, die man am Abend des Aufführungstages im Saal des Hotels 11 Zum Goldenen Schiff" (heute Lichtspieltheater Biograph am Grünmarkt) veranstaltete und bei welcher die 11 Gesellschaft der Musikfreunde" dem Komponisten Dr. Anton Bruckner die Ehren- mitgliedschaft zuerkannte, dankte der Meister tief gerührt für diese Ehrung. In seiner Dankesrede sprach Bruckner davon, in seinem Testament den Wunsch zu äußern, eine Grabstätte in Steyr zu erhalten, falls Propst Moser sein Versprechen, wonach Bruckner in der Gruft unter der großen Orgel zu St. Florian bestattet werden sollte, nicht einhalten würde. Von dieser Dankesrede erfuhr man auch in St. Florian. Bruckners Bruder Ignaz wurde daher vom Hw. Herrn Prälaten des Stiftes beauftragt, dem Meister zu versichern, er möge in seinem Testament den Wunsch festlegen, in St. Florian eine Grabstätte zu erhalten. Mit dem in Steyr ausgesprochenen Wunsch brachte Bruckner seine innige Verbundenheit mit dieser Stadt klar zum Ausdruck. Er sprach seinen Dank für die Ehrenmitgliedschaft auch noch schriftlich aus: 11 Hochlöbliche Gesellschaft der Musikfreunde! Hoch erfreut über die mir gewordene Auszeichnung erlaube ich mir hiemit, meinen verbind- lichsten Dank abzustatten! Die Freude für mich ist um so größer, als diese Ehre von einer heimatlichen Stadt kam, wo ich so viele Gönner und Freunde besitze und wo ich alljährlich so gerne weile. In tiefster Verehrung Dr. A. Bruckner Wien, 27 . April 1893" (Abschrift des Briefes im Jahre sbericht des Ausschusses der Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr über das 22. Vereinsjahr 1893/ 94.) 68
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