125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963
rung, die Bruckner im Hause Mayr so sehr schätzte, gab Johanna, die später den Kaufmann Karl Scholz heiratete, an ihre Kinder weiter. Ihre beiden Söhne, Heinz und Robert Scholz, haben heute als Musiker internationalen Ruf und wirken als Musikpädagogen am Mozar- teum in Salzburg (Prof. Heinz Scholz) und an der Akademie in Taipeh/ Formosa (Professor Robert Scholz). Zu Bruckners Steyrer Freundeskreis gesellte sich 1.888 auch der neue Chorregent Franz Bayer, den der Meister kennenlernte, als er wieder die Sommermonate im Stadtpfarrhof verbrachte. Er fand in ihm einen Organisten und Musiker, der bald als sein Schüler, Freund und Wegbahner für seine musikalischen Schöpfungen in die Musikgeschichte eingegangen ist. Franz Bayer, 1.862 zu Lambach als Sohn des Bahnbeamten Adalbert Bayer geboren, erhielt schon in früher Jugend durch fünf Jahre Musikunterricht im Stift Lambach. 1.873, als Real- schüler in Linz, kam Bayer unter Kanonikus B. Burgstaller als Sängerknabe und Sopransolist zum Chor der Votivkapelle des Neuen Doms und verblieb dort bis 1.876. Dabei bildete er sich im Orgelspiel aus und konnte bald die Stelle eines Organisten in der Votivkapelle über- nehmen. Den theoretischen Unterricht (Harmonielehre, einfachen und doppelten Kontra- punkt) vermittelten ihm der Vater des Kanonikus und Prof. Thiard-Laforest, der später Domkapellmeister in Preßburg war. Nachdem Franz Bayer die Lehrerbildungsanstalt absol - viert und außerdem eine sorgfältige musikalische Ausbildung genossen hatte, nahm er die Stelle eines Chorregenten und Stadtkapellmeisters in Rottenmann an. Im Jahre 1.884 kam Bayer für kurze Zeit nach Steyr. Hier komponierte er, anläßlich der großen Ausstellung in Steyr, für das Bürgerkorps-Orchester einen Marsch, der zur Eröffnung der Ausstellung gespielt wurde. In Warnsdorf (Nordböhmen) übernahm Bayer sodann die Chordirektorstelle. Dort war ihm Gelegenheit geboten, in Dresden bei dem berühmten Hoforganisten und Komponisten Kretschmer bis 1.886 Unterricht in Fuge und doppeltem Kontrapunkt zu nehmen. Als der Steyrer Chorregent und Organist Bernhard Rücker schwer erkrankte, wurde Franz Bayer als Chorregent an die beiden Pfarrkirchen verpflichtet. Nach dem Ableben B. Rückers, am 1.2. Jänner 1.888, erhielt Franz Bayer unter 80 Bewerbern die Stelle als Regenschori an beiden Stadtpfarrkirchen definitiv. Als solcher kam er mit Bruckner in Verbindung. Bald nahm dieser Bayer gegenüber die Stelle eines Kompositionslehrers ein. Die schwierigen Aufgaben, die Bruckner seinem Schüler stellte, wurden von diesem zur größten Zufrieden- heit des Meisters gelöst. Bayer gewann so Einblick in das symphonische Schaffen Bruckners, und dadurch entwickelte sich mit der Zeit zwischen beiden eine enge Freundschaft, die der spätere Briefwechsel bestätigte. 66
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