125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

ANTON BRUCKNER, FRANZ BAYER UND STEYR Das Leben und Schaffen Bruckners ist mit der alten Eisenstadt Steyr und deren schöner Umgebung so eng verbunden, daß man wahrhaftig in allen seinen großen Schöpfungen den Geist der Heimat spürt. Hier, in der Nähe Steyrs (in Neuzeug) , steht das Geburtshaus der Mutter des großen Symphonikers . So kam es, daß Anton Bruckner in den Jahren 1843-1845, da er noch Schulgehilfe in Kronstorf war, oft in Steyr und auch in Neuzeug zu Besuch weilte. Von seinem wohl- meinenden Pfarrer in Kronstorf erhielt er ein Empfehlungsschreiben an den damaligen Stadtpfarrer von Steyr, Josef Plersch. Im Stadtpfarrhof zu Steyr fand Anton Bruckner herzliche Aufnahme, die ihm bis zu seinem Ableben erhalten blieb. Die prachtvolle Gotik der Stadtpfarrkirche und die darin stehende Orgel, ein Werk Franz X. Chrismanns, hatten den jungen Musikus angezogen . Auf dieser Orgel konnte er nun improvisieren. Das herr- liche Orgelwerk regte die Phantasie des jungen Künstlers zu freier , genialer Improvisation an, die sich später in den großen Symphonien des Meisters so einmalig offenbarte. Zu diesem für Bruckners Kunst ausschlaggebenden Eindruck gesellte sich ein weiterer: Steyrs Musikpflege stand damals auf besonderer Höhe. Zur selben Zeit lebte in Steyr Karoline Eberstaller, die Tochter eines während der Franzosenkriege hier amtierenden Generals. Sie war in den Jahren 1825 bis 1827, in denen Franz Schubert oft in Steyr weilte, viel mit ihm beisammen und hatte mit ihm musiziert . (Am Hause Stadtplatz Nr. 16 befindet sich eine Schubert-Gedenktafel.) Karoline Eberstaller war es, die Bruckner beim Vierhändig- spiel in die Wunder der romantischen Harmonik Schuberts einführte. Als dann Bruckner in den Jahren 1845 bis 1868 als Organist in St. Florian und in Linz wirkte, außerdem durch sein Studium und Schaffen stark beansprucht war, kam er nur noch selten nach Steyr. Im Jahre 1854 widmete er, anläßlich eines kurzen Besuches in. Neuzeug, der Sierninghofner Liedertafel ein von ihm komponiertes Vereinsmotto. Im Sommer 1875 weilte Bruckner einige Tage im Stadtpfarrhof zu Steyr. Bei d iesem Besuch lernte er den Gemeindebeamten Leopold Hofmeyr kennen, der 1855 als Sohn eines Instru- mentenmachers in Steyr zur Welt gekommen war. Hofmeyr war ein sehr begabter Musiker. Stadtpfarrer Kanonikus Arminger war ein vorzüglicher Pianist, der oft mit Hofmeyr vier- händig spielte, und auch Anton Bruckner, der die Begabung und das musikalische Talent Hofmeyrs erkannte, schätzte den jungen Mann sehr. Im laufe der Jahre entwickelte sich zwischen Bruckner und Hofmeyr eine tiefe Freundschaft, die besonders in den Briefen an Hofmeyr (6. August 1875 und 13. Oktober 1882) deutlich zutage trat. Hofmeyr war es

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