125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963
Ausflügen immer wieder zurückkehrten. Schubert fühlte sich gesund, fröhlich und wunder- bar beschwingt." Es waren schöne Wochen der Erholung in gastfreundlichen Häusern und trauten Heimen, und gleichwohl nie den fortlaufenden Fluß des Schaffens unterbrechend. Zu den Verehrern Schubert'scher Kunst gehörte auch der damalige Kreishauptmann Johann Nepomuk von Domfeld und seine Tochter Friederike, deren gastliches Haus vermutlich in der heutigen Duckartstraße Nr. 1 steht (ehemalige Gärtnerei Rösch ?), sowie der Gewerke Brandetzky. Nach 14 Tagen, also anfangs Juni, ging es mit Yogi nach Gmunden zu einem glücklichen sechswöchigen Aufenthalt im gastlichen Haus der Kaufmannsfamilie Ferdinand Traweger, sodann auf acht Tage nach Linz zur gleichfalls überaus freundlichen Familie Rechtsanwalt Dr. Anton Ottenwalt (Spaun war leider gerade nach Lemberg versetzt worden), von wo Schubert mit Stadler einige Male einen Abstecher zur Gräflich-Weißenwolffschen Familie in Steyregg machte und das Schlafgemach teilte . Hier hätte ihn Stadler frühmorgens gar zu gern einmal auf einen nahen Aussichtshügel geführt, aber Schubert blieb lieber im Bett. Erstaunlich ist es zu hören, daß hier und andernorts bei diesen kunstbeflissenen Familien bereits eine stattliche Anzahl Schubertscher Kompositionen vorhanden war. Gegen oder vom 25. Juli bis Mitte August war man wieder in Steyr und dann wurde endlich die schon lang geplante Gasteiner Reise Wirklichkeit. Vogl wollte sich der Kur unterziehen. Schuberts langer Bericht an Bruder Ferdinand nach Wien über die Fahrt durchs Salzkammergut, die Stadt Salzburg, über Hallein und die Gebirgseindrücke bis Werfen ist wohl eines der reizendsten Dokumente dieses Zeitalters . Kindlichkeit ähnlich wie Mozarts spiegelt sich in diesen entzückend-naiven und doch so treffenden Ergüssen . Die Reise- beschreibung zeigt Rokoko, Biedermeier und Romantik in inniger Verschmelzung. Ermüdet von der ungewohnten Arbeit läßt der Schreiber schließlich die Feder sinken und schließt unvermittelt: ,,. .. Himmel, Teufel, das ist etwas Erschreckliches, eine Reisebeschreibung, ich kann nicht mehr." Yogi reiste - gleich oder bald - nach Italien und Schubert kehrte, nach neuerlichen Auf- enthalten in Oberösterreich, in gemeinsamer Einspännerfahrt mit seinem erprobten Klavier- partner im Vierhändigspielen, Josef Gahy, anfangs Oktober wieder nach Wien zurück. Acht Tage im September auf dieser Rückkehr waren Schuberts letzter Besuch in Steyr . .. Bald werden anderthalb Jahrhunderte vergangen sein seit jenen freundlichen Tagen der Schubertschen Besuche in Oberösterreich. Ein Kapitel Romantik ist der Stadtgeschichte eingeschrieben worden. Enns- und Steyr-Fluß gleiten noch immer rastlos donauwärts und auch die gastlichen Häuser von damals stehen heute noch im Kern der alten Eisenstadt, von den nahen Bomben des letzten Krieges gnädig verschont. Aber das Antlitz der Menschheit hat sich verändert. Viel Leid ist durchgemacht, die Menschen sind todvertrauter und härter
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