125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963
Kupelwieser: ,, .. . Jede Nacht, wenn ich schlafen geh', hoffe ich nicht mehr zu erwachen, und jeder Morgen kündet mir neu den gestrigen Gram." Auf diesem Hintergrund wird deutlich, warum der zweite Steyrer Besuch stiller ausfiel als der erste. Andererseits wird er für Schubert doch eine gewisse wohltätige Ablenkung und Erleichterung bedeutet haben. Über die Wohnung Schuberts und Yogis gilt das eingangs Gesagte: Die Aussagen widerstreiten einander. Wahrscheinlich war man bei Paumgartner, weil Stadler schon in Linz gewesen sein dürfte. In einem Brief Schuberts vom 14. August an Schober heißt es: ,, ... Befinde mich ziemlich wohl. Ob ich je wieder ganz gesund werde, bezweifle ich fast. Ich lebe hier in jeder Hinsicht sehr einfach, gehe fleißig spazieren, schreibe viel an meiner Oper (gemeint ist „Fierrabras") und lese Walter Scott. - Mit Vogl komme ich recht gut aus. Wir waren miteinander in Linz, wo ich recht viel und schön sang." Weiter berichtet er vom Besuch einiger Freunde in Steyr, die „ebenfalls mit einer vollen Ladung Lieder entlassen" wurden. Die Veranstaltung in Linz hatte, wie Spaun erzählt, etwas vor- zeitig abgebrochen werden müssen, weil sich die Zuhörerschaft vollends in Tränen aufgelöst hatte. Auf Spauns Anregung wurden Schubert und Yogi zu Ehrenmitgliedern des Linzer Musikvereins ernannt. Hofrat von Spaun war damals Ausschußmitglied, Stadler ebenso und gleichzeitig Sekretär der Gesellschaft. Das Verhältnis des bescheidenen Schubert und des selbstsicheren Gönners Yogi beleuchtet die bekannte witzige Karikatur Schobers: ,,Michael Yogi und Franz Schubert ziehen aus zu Kampf und Sieg." Manchmal begleitete auf diesen Ausflügen der begabte Dr. Albert Seheil- mann jun. den Sänger, weil Schubert mit seiner Scheu vor den Fremden etwas unberechenbar war, heißt es. Die dritte Oberösterreichreise, im Jahr 1825, stand wieder in einem freundlicheren Zeichen und sollte für Schubert nochmals nachhaltige Eindrücke bringen. Man muß sich bei diesen Fahrten im Geist von unserem Milieu der Hetzjagden und des Tempokults losreißen und in ein etwas beschaulicheres Dasein versetzen mit dem gemütlichen Trott der Postkutschen, da eine Reise von Wien nach Oberösterreich etwa drei Tage in Anspruch nahm, abgesehen von größeren Aufenthalten unterwegs. Über die Klöster von St. Florian und Kremsmünster, wo sie gastliche Aufnahme fanden und auch musizierten, erreichten die Reise~den Steyr am 20. Mai oder einige Tage später. (Die Datierungen der Gewährsmänner gehen immer wieder auseinander - ja nicht nur das, sondern manchmal ist es sogar ein und derselbe Verfasser, der auf verschiedenen Seiten Verschiedenes aussagt!) Nach den einen Autoren wurde wieder bei Koller und Seheilmann gewohnt (Dahms, Werle), nach Deutsch und Paum- gartner aber bei Paumgartner, wo auch die bezogenen Räume angegeben werden: ,,Sie nahmen bei Paumgartner Logis, Yogi im Musiksalon des 2. Stocks und Schubert in einem nahegelegenen Zimmer. Hier blieb ihr Standquartier, wohin sie nach kürzeren oder längeren 60
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