125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963
begonnen hatte und das wie ein reiner Spiegel dieser Erlebnisse ist. Pulst nicht in ihm die Jugendfrische der Berggewässer, die dort ineinanderfließen? Der Schaffensstrom im Leben des Tondichters und Klangzauberers hatte auch während dieser „Ferien" keine Unter- brechung erfahren. Die zweite Sommerreise nach Steyr erfolgte im Jahr 1823. Es war für Schubert ein schweres Schicksalsjahr, ein Jahr voll Geld- und Berufssorgen, Verleger-Verlegenheiten, Enttäuschun- gen, ja Unstimmigkeiten selbst unter den Freunden. Und dazu kamen die Wochen der rätselhaften schweren Krankheit gleich zu Beginn. Eine gewisse, wenn auch nicht endgültige Vereinsamung zeichnete sich ab. Aber desto kräftiger regte sich der Schaffens trieb in Schubert. Aus tiefen Schmerzen schrieb er im Mai das vierstrophige Gedicht, das wir zur Charakteristik der Stimmung wiedergeben wollen: M ein Gebet Tiefer Sehnsucht heil'ges Bangen will in schön' re Welten langen; möchte füllen dunklen Raum mit allmächt'gem Liebestraum. Großer Vater! Reich' dem Sohne tiefer Schmerzen nun zum Lohne endlich als Erlösungsmahl Deiner Liebe ew'gen Strahl. Sieh, vernichtet liegt im Staube, unerhörtem Gram zum Raube, meines Lebens Martergang nahend ew'gem Untergang . Töt ' es und mich selber töte, stürz nur alles in die Lethe, und ein reines kräft ' ges Sein laß, o Großer, dann gedeih'n. Schubert war gewiß kein Hypochonder, aber manchmal gab es eben doch zu viel an Nöten und entmutigenden Situationen. So schrieb er auch Monate später einmal in einem Brief an 59
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