125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

(A-Dur) und ein „Namenstagslied". Sie war später in Wels mit dem Oberpfleger (fürstlich Auerspergschen Güterverwalter) Franz Krakowizer verheiratet und pflegte das Andenken an jene Tage nicht sonderlich. Ein Urenkel von ihr, Direktor Hugo Olbrich (Wien) war 1914-1923 Vorstand der Gesellschaft der Musikfreunde Steyr. Stadler berichtet in seinen Erinnerungen über das eifrige Musizieren - Klavierspielen und Singen - bei Kollers und bei Paumgartner, dem großen Mäzen der Tonkünstler und selbst ausübenden Dilettanten im Cellospiel. ,, ... Vermöglich und unverehelicht bewohnte er sein eigenes Haus ganz allein. Der 1. Stock enthielt seine Wohnung mit einem eigenen deko- rierten Musikzimmer für fast tägliche Übungen und kleinere Abendgesellschaften. Im 2. Stock befand sich ein mit Emblemen der Kunst geschmückter Salon für die größeren und zahlreich besuchten Produktionen um die Mittagszeit. In diesen Räumen entzückten uns Schuberts und Yogis Töne, die aber der gute Paumgartner von dem letz teren, der nicht immer gut gelaunt und disponiert war, nicht selten gleichsam erbetteln mußte. Da hätte man eine Stecknadel fallen lassen können. Paumgartner litt auch nie irgendeine Unruhe während der Musik. Dafür wurden aber die Gäste an den Abenden nach der Produktion in jeder Beziehung reichlich entschädigt ..." Stadler lobt noch den reichen Schatz an Musikalien und die freundliche Aufnahme, die jeder Musikfreund dort fand. Im Koller-Haus sangen sie auch einmal den „Erlkönig" mit verteilten Rollen, wie Stadler erzählt: ,,natürlich nur unter uns." Hiebei sang Schubert den Vater, Yogi den Erlkönig, Josefine das Kind und Stadler spielte die Begleitung. (So bei Paumgartner und Deutsch zitiert.) Liess dagegen will wissen, daß Schubert den Erlkönig und Yogi den Vater sang. „Nach der Musik setzten wir uns zum Souper und blieben noch ein paar Stündchen hier zusammen." Am 10. August wurde Yogis Geburtstag zahlreich und gründlich gefeiert, unter anderem mit einer von Stadler gedichteten und von Schubert komponierten Kantate für drei Singstimmen mit Klavierbegleitung. Bei Gelegenheit dieses Steyrer Aufenthaltes wurde auch Kremsmünster besucht und Linz, natürlich vor allem Spauns und sein Schwager Ottenwalt. Und aus Linz schrieb Schubert in einem Brief an Mayrhofer in Wien vom 19. August : ,, ... In Steyr hab ich mich und werd' ich mich noch sehr gut unterhalten. Die Gegend ist himmlisch, auch bei Linz ist es sehr schön .." Bis Mitte September währte dieser erste Steyrer Aufenthalt. Vor der Abreise trugen sich Yogi und Schubert noch ins Stammbuch von Katharine Stadler, der Schwester des Freundes, ein. Schubert schrieb: ,,Genieße stets der Gegenwart mit Klugheit, so wird dir die Vergan- genheit eine schöne Erinnerung und die Zukunft kein Schreckbild sein. " Dankbar angeregt und bereichert durch die warmen menschlichen Beziehungen und lieblichen Natureindrücke kehrte Schubert in die Hauptstadt zurück. Nach seiner Rückkehr vollendete er das heitere, so unbeschwerte „Forellenquintett", das er für Herrn Paumgartner in Steyr

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