125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

Gebiet nördlich der Donau. Nun, im folgenden Jahr, Juli 1819, ging es nach Westen und gleich erstmals nach Steyr, und Yogi war der große Protege und Manager. Ein gewisser, verständlicher Stolz, der Heimat aus dem erworbenen Ruf und gesicherter Stellung heraus etwas Besonderes bieten zu können, war wohl mit im Spiel. In Steyr empfängt Schubert außerordentliche Eindrücke. Stefan schreibt darüber in seiner Biographie (siehe Literaturangabe am Schluß): ,,Schubert kam in ein Voralpenland mit Ahnungen des Hochgebirges (- man denke an Steyr); eben um diese Zeit wurde es den Städtern lieber Besitz, den Malern maleri sch . Er kam in eine alte Kleinstadt-Kultur, zu ihrem frohen, gar nicht engen Bürgertum. Er kam schließlich in das Land, das ihm die Spaun, Schober, Stadler, Mayrhofer geschickt ha tte, auch Yogi. Der nahm ihn mit. " Bald nach seiner Ankunft schreibt Schubert in einem Brief an seinen Bruder Ferdinand im Nachsatz: ,,Die Gegend um Steyr ist über allen Begriff schön." An anderer Stelle des Briefes heißt es: ,,In dem Hause, wo ich wohne, befinden sich acht Mädchen , beinahe alle hübsch . Du siehst, daß man zu tun hat . Die Tochter des Herrn von Koller, bei dem ich und Vogl täglich speisen, ist sehr hübsch, spielt brav Klavier und wird verschiedene meiner Lieder singen." Während seiner Anwesenheit im Seheilmann-Haus nahm Schubert immer das Fortepiano in sein Zimmer, so daß die jungen Damen währenddessen alle Tanzunterhaltungen und der- gleichen missen mußten. Von lokalgeschichtlichem Interesse mag auch sein, daß Schellmann drei Söhne und acht Töchter hatte, daß aber außerdem noch zehn Kinder im frühen Alter gestorben waren! Von den Töchtern sollen nach den Angaben bei Deutsch (Briefe und Schriften) damals, 1819, nur fünf zu Hause gewesen sein, die anderen drei der von Schubert erwähnten gehörten dem Bezirkskommissär Weilnböck, der neben den Stadlers wohnte. Auch ein Dr. Franz Xaver Krugluger hauste dort, dessen Adoptivtochter Karoline Eberstaller sich im hohen Alter als Schuberts „Freundin" ausgab; doch war sie erst 1812 geboren worden. Da Schubert Kinder liebte, kann der Ausdruck nicht nur im subjektiven, sondern auch im objektiven Sinn durchaus stimmen. Stadler übrigens glaubt sich später genau zu erinnern (Deutsch, Erinnerungen), daß im genannten Jahr alle acht Schellmann-Töchter anwesend waren. Dann könnten von Schubert nur diese gemeint gewesen sein. Vielleicht · wird die strenge Forschung noch die nötigen Beweise zustandebringen .. . Die Schellmanns und Kollers waren dem Vernehmen nach miteinander verwandt und Paumgartner wiederum mit anderen namhaften Steyrer Familien (Wickhoff, von Schön- than). Die 18jährige, ältere Tochter Kollers mit Namen Josefine oder Josefa, genannt „Pepi", hatte eine liebliche Stimme und sang wiederholt neben Vogl bei den schon erwähnten musikalischen Zusammenkünften. Schubert schrieb für sie eine Klaviersonate, wohl op. 120 57

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