125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

sie daran, den schon sehr angesehenen „Hofoperisten" zu gewinnen. Entzückend liest sich die Anbahnung und die allmähliche Überwindung der Hemmungen „des Grandseigneurs"; wie es den Bemühungen der Freunde und dem Gehalt der Lieder gelingt, das Eis zu brechen, die sich spröde herablassende Kapazi tät immer mehr zu interessieren und schließlich ganz zu fesseln. Es ist eine der nettesten Episoden aus Schuberts Leben. Ja, dieser eigentümliche Griechenfresser und Bühnenheld, Junggeselle und Gentleman hatte immerhin die gesunde Empfindung für echte Kunst. Die Porträts von Schwind, Kupelwieser, Kriehuber zeigen unter der hellen Stirn ein offenes, klar abschätzendes, aber auch herabzublicken gewohntes Auge; die großzügige und leicht herrische Haltung wird durch eine kräftige, gerade Nasen- linie und einen etwas eigenwilligen Mund unterstrichen . Es wird erzählt, wie Vogl von der reichen Schönheit der Schubertschen Lieder, ohne es zunächst gestehen zu wollen, immer mehr überwältigt wurde und wie er, von Schubert höchst bescheiden „akkompagniert", von Erfolg zu Erfolg eilte und dem Meister damit in Wien und außerhalb die Welt eröffnete, wobei er freilich stets auch auf die entsprechenden Siche- rungen bedacht war und immer etwas der Hagestolz blieb, bis zu seiner Verehelichung als hoher Fünfziger und Beschenkung mit einem lieben Töchterlein Henriette. Diese Dinge sind ja sehr bekannt. Immer mehr wachsen Schubert und Vogl zusammen, worüber sich jener in einem Brief von 1825 aus Salzburg wie folgt ausspricht: ,,Die Art und Weise, wie Vogl singt und ich begleite, wie wir in einem solchen Augenblick Eins zu sein scheinen, ist diesen Leuten etwas ganz Neues, Unerhörtes ." Yogi wollte schließlich gar nichts anderes mehr singen als Schubertsche Lieder. Andreas Lies s weist in seinem Yogi-Buch darauf hin, wie über dem Liedersänger und Bahn- brecher Schuberts etwas ungerecht der bedeutende Operndarsteller in Yogi und dessen Verdienste auf diesem Feld vergessen wurden; gewiß mit Recht. Zum weiteren Kreis der Schubertianer gehört auch, wie der Sammlung der Schubert-Erinne- rungen Otto Erich Deutsch' zu entnehmen ist, der erst 1825 dazugestoßene spätere Linzer Stadtarzt Adam Hall er, ein gleichfalls gebürtiger Steyrer. Er brachte in diesem und dem folgenden Jahr viele Abende mit Schubert zu, wie er angibt, und hatte bis zu seinem Abgang von Wien im Jahre 1831 einen besonders vertraulichen, innigen Umgang mit Mayrhofer, den er wegen seiner tiefen Poesie und sonstigen Eigenschaften sehr verehrte . Er erzählt, wie der stolze Vogl gegen andere recht brutal sein konnte, ,,nur allein Schubert hatte den Zauber, oder vielmehr sein Genius, der diese derbe Natur zahm machte"; und wie Yogi, wenn sie alle nicht selten ungeduldig auf das Erscheinen Schuberts warteten, öfters gesagt habe: ,, Vor Schuberts Genius müssen wir alle uns beugen, und wenn er nicht kommt, müssen wir ihm auf den Knien nachkriechen." Unser Thema führt uns jetzt mit Schubert und Yogi nach Steyr, und so möge noch einiges 54

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