125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

als Hofsängerknabe ins Wiener k. k. Stadtkonvikt im zwölften Lebensjahr, Ende 1808. Bernhard Paumgar tner betont in seinem ausgezeichneten biographischen Schubert-Werk den Ursprung des Kreises bei den Studenten des Stiftes Kremsmünster. Das mag schon seine Richtigkeit haben, aber was wäre daraus geworden ohne Schubert? Von der Zentral- ges talt aus gesehen geht der Krei s der Schubertianer eben aus dem Konvikt hervor. ,, Durch Schubert sind wir alle Brüder und Freunde", bekennt Freiherr von Spaun. Im Konvikt findet der künftige Komponist nicht nur den für sein weiteres Leben wichtigsten Freund, Gönner und Förderer, den genannten Josef Ritter von Spaun aus Linz, sondern auch den Steyrer Albert Stad /er. Dieser kam, wie auch Spaun und manch anderer, vom Gym- nas ium in Kremsmünster und s tudierte in Wien die Rechte. Den „klugen Oberös terreicher" nennt ihn Paumgartner einmal ; er muß eine gewisse Lebensgewandtheit gezeigt haben, Natursinn - nun, die Musikliebe vers teh t sich von selbst. Kein schlechter Klavierspieler muß er gewesen sein, und er versuchte sich auch im Komponieren. Wie bei vielen, die nicht zum engsten Kreis gehören, wissen wir nicht viel von seinem Leben und Treiben, weil alles um Schubert wegen der unerwarteten Kürze dieses Lebens- weges nur wie vom Blitzlicht erleuchtet ist. Am meisten tritt Stadler später bei Schuberts Steyrer Besuchen hervor, wovon noch gesprochen werden soll. Während der Studienjahre betätigte er sich, dem angehenden Komponistenfreund zuliebe, auch als Dichter und schrieb unter anderem 1815 den Text für ein Singspiel mit Namen „Fernando". Dahms nennt es in seinem Schubertbuch, wahrscheinlich mit Recht, einen „poetischen Fehltritt", eine „Bänkel- sängerpoes ie ". 1817 kehrte Stadler ins Elternhaus n ach Steyr zurück und wurde Rechts- praktikant beim Krei sgericht . Er wird uns später auch in Linz begegnen. Zuletzt is t er Landesregierungsrat in Salzburg. Bedeutender als künstlerische Gestalt, wohl auch an menschlicher Tiefe, ist Johann Mayr - /w fer, der Dichter, mit dem Schubert Ende 1814 durch Spaun bekannt wurde . Mayrhofer wurde am 3. November 1787 in Steyr geboren. Er besuchte das Lyzeum in Linz und kam dann als Novize nach St. Florian, um auf väterlichen Wunsch Pries ter zu werden. Nach drei jährigem Studium in Theologie und klassischer Philologie verließ er jedoch die klöster- liche Stille, um sich in Wien dem Recht ss tudium zu widmen. Seine poetische Begabung brachte ihn hier mit Künstlerkreisen in Verbindung. Durch einen gemeinsamen Jugend- freund , der Schubert das Mayrhofersche Gedicht „Am See" zur Komposition übergab, wurde die Bekanntschaft eingeleitet. For tan dichte ten und komponierten sie einander sozusagen immer mehr zusammen. Mayrhofer, der „Sinn und große Liebe für Musik" hatte, sang und pfiff den ganzen Tag Schubertsche Melodien. Schubert war damals gerade angehender Schulgehilfe, Mayrhofer trat als Zensurbeamter, als Bücherrevisor in den Staatsdienst, beide sehr lustlos und mit gan z anderen Neigungen .

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