125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

Freund und Glück ohn Tück / Der kann wohl all zeit sagen frey / In Fried und Ruh auch ohne Streit / Kein Feind und Neider hinderrück / daß seines gleichn auff Erd nit sey." Das Inhaltsverzeichnis des Georg Henckel von Donnersmarck gewidmeten Werkes zeigt zwölf Vokalsätze und zwei Kanzonen. Die Vokalsätze mögen wohl von Steyr beeinflußt sein, wo der Meistergesang bis ins 17. Jahrhundert gepflegt wurde und kunstliebende Bürger in Gemeinschaft mit der Lateinschule geistliche evangelische Schauspiele aufführten. 30 11 Spiegel" ist ein Titel, den eine Unzahl älterer und neuerer Werke trägt, er bedeutet Selbst- prüfung, Erkenntnis der Wahrheit, sich selbst und der Welt einen Spiegel vorhalten. Ein direkter Einfluß wurde auf Peuerl vielleicht durch das Spectaculum vitae humanae Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1584) und das Spectaculum mundi Burgwaldts von 1590 ausgeübt. Die Texte Peuerl stimmen in der Form mit den deutschen Madrigalen überein, die 11 kurtz gefaßt und nachdenklich gemacht" 31 inhaltlich dem Epigramm nahestehen. Aus Gefühl und Gedanken erwächst die Schlußfolgerung, der Reim wird frei gehandhabt. Die Zeilen künden das Lob der Musik, klagen über die Schlechtigkeit der Welt, darüber aber steht ein starkes Gottvertrauen. Die letzten Gesänge neigen zum geistlichen Lied. Der Übung des 16. Jahr- hunderts entspricht Peuerls Hinweis, die Sätze seien 11 nit allein zu singen, sondern auff mancherley Instrumenten zu gebrauchen". Den zwölf Vokalsätzen des 11 Weltspiegels" folgen, ebenso wie den Variationensuiten von 1620, noch zwei Canzonen. Sie zeigen Peuerls Meisterschaft, durch Variation einen reichen einheitlichen Satz zu schaffen. Erst wird ein Thema fugenartig bewegt, dann seine Umkeh- rung und Varianten derselben; am Schluß wird die Themenumkehrung ausharmonisiert. Im ganzen bewegt sich der Komponist im Weltspiegel im Rahmen des Zeitüblichen. Die Vokalsätze sind von prachtvoller Wirkung, wenn einzelne gelegentlich zur Aufführung gelangen, wie bei der großen Passauer Woche 11 Festliche Tage - Junge Musik" im August 1954, wo der 8. Satz des Weltspiegels: ,,Frisch auff und last uns singen" von fünfstimmigem Chor mit Instrumenten und der erste: ,, 0 musica, du edle Kunst" gesungen wurden. Im Titel der 1625 bei Wagenmann herausgegebenen 11 Gantz Neuen Padovanen" bezeichnet sich Peuerl selbst als 11 Ürganist und Orgelmacher der zeit zu Steyer in Oesterreich ob der Enns". Aber auch ohne diese offizielle Bezeichnung wüßten wir, daß er sich mit dem Bau oder zumindest mit der Reparatur von Orgeln beschäftigte und deshalb besonders geschätzt wurde. Er erwähnt dies in seinem Brief an Spannesberger (1609), und in dem Konzept seiner Steyrer Bestallungsurkunde steht die ausdrücklich geforderte Verpflichtung, als Organist für alle 11 Handgriffen und Pesserungen" zu sorgen. Am 31. Juli 1619 schloß Peuerl mit Abt Georg II. GRILL von Wilhering einen Vertrag, in welchem genau die Bedingungen für den Bau einer Orgel durch Peuerl festgelegt wurden. 32 Demzufolge wurde dem 11 Ehrnfesten, fürnehmen und kunstreichen Herrn Paul Peuerll, Organisten und Orgellmacher zu Steyr", 45