125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963
praeambulum" und allerdings auch ein „final, dessen sich die Trompeter zu Anfang bedienen .. . und auch zum final gebrauchen", wie es bei Praetorius 22 heißt. Der Dantz im Vierertakt schließt an, volksmäßig, schlicht in der Melodik, einfach in Periodenbau und Harmonik, ohne alle Stimmführungskünste, mit oft stereotyper Rhythmik. Den Schluß der Suite bildet dann jedesmal ein schwerfälliger Tanz im Dreiertakt, die Galliarda. Er ist oft ernst und gravitätisch, strebt ähnlich der Padouan nach reicherer Struktur und ist wie diese kein ganz reiner Tanzsatz mehr. Peuerl denkt sich das Werk nach seiner Vorrede von Streichinstrumenten ausgeführt, was sich auch aus der starken rhythmischen Bewegung, den großen lntervallssprüngen bei raschem Tempo und den reichen Passagen in allen Stimmen ergibt. Im allgemeinen können die Sätze von gewöhnlichem Streichquartett gespielt werden, nur bei einigen müßte an Stelle der 2. Geige eine Bratsche treten. Einzig der Thomaskantor von Leipzig, Johann Hermann Schein, greift die Schöpfung Peuerls auf und setzt das zweite Werk der deutschen Variationssuite für mehrere Instrumente in die Welt, das „Banchetto Musicale" von 1617 . Peuerl selbst hat in seinen spätereri. Instru- mentalwerken von 1620 und 1625 die strenge Suitenform verlassen. Das Werk von 1620 ist uns nur in einer Tenorstimme erhalten. 23 Es enthält 44 Sätze: 14 dreisätzige Variationen- suiten (mit Padouan, Intrada und Dantz) und zwei Canzonen. Ist die strenge Form hier noch zum Teil gewahrt, so gibt sie Peuerl 1625 gänzlich auf. Das Werk dieses Jahres : 11 Gantz Neue Padouanen / Auffzüg / Balleten / Couranten / Intraden / und Däntz . .. " 24 umfaßt 30 Sätze, darunter nur noch eine Suite mit vier Sätzen und zwei mit dreien. Mit den „Gantz Neuen Padouanen" wird die Praxis des Kammermusizierens weitergeführt, indem Peuerl als einer der ersten in Deutschland die Komposition mit Basso continuo 25 über- nimmt, jener eben in Italien aufgekommenen kontinuierlichen Baßstimme zu Streichinstru- menten, die von Lauten und Tasteninstrumenten als Akkordbegleitung gespielt werden konnte. Der Meister denkt sich, wie die Vorrede sagt, die Ausführung vor allem durch drei Streicher und einen „Instrumentisten", nach damaligem Sprachgebrauch einen Spieler von Kielklavieren. 26 Damit ist das Werk in der Besetzung eine Triosonate und in Deutschland vielleicht die erste dieser nachmals so reichen Gattung. Daneben empfiehlt Peuerl auch die Besetzung mit einem Tasteninstrument und einem Streicher (unter Weglassung des Tenors als eigener Stimme u. a.) 27 oder gar die Ausführung mit „zweyen Instrumenten (Kiel- klavieren), da etwan zween gute Freund sich miteinander erlustigen wollen". 28 Zwei Jahre nach der Variationensuite von 1611 hatte Peuerl bei Wagenmann ein ganz anderes Werk drucken lassen, fünfstimmige Vokalsätze unter dem Titel: ,,Weltspiegel / Das ist : Neue teutsche Gesänger / von Freud und Leid / Glück und Tück / dieser Welt." 29 Auch diesem Werk stellt Peuerl ein Motto voran: ,,Wer lebt in Freuden ohne Leid / hat gute 44
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