125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

diesem „geringen anfang verlieb nemen / Biß was anders und bessers hinnach kompt". Ein Kupfer zeigt Elias im feurigen Wagen die Erde verlassend, und die beigefügten Worte können als Motto gelten : ,,Auff solchen Weg ins Himmels Saal / Fuhren die lieben Vaetter all / Durch Glauben sie Gott schawen an / Wer selig wird / geht gleiche Bahn." Die Komposition ist vierstimmig mit : ,,Cantus, Altus, Tenor, Basis ." Das Werk von 1611 enthält zehn viersätzige und zwei unvollständige Tanzsuiten. Die Tanzmusik des 16. Jahrhunderts liebte es, gegensätzliche, im Thema einheitliche Tanzpaare zu schaffen, indem man einem geradtaktigen Tanz einen lebhafteren in ungeradem Takt nachschickte. Von dieser Übung des Gesellschaftstanzes herkommend, gestaltet Peuerl Tanz- folgen, bei denen zweimal einem Tanz in geradem Takt (Padouan und Dantz) je einer im Dreiertakt (Intrada und Galliarda) nachfolgt . Die Erfindung und Verknüpfung der Tänze geschieht mit musikalischen Mitteln, die zur Zeit Peuerls bereits eine reiche Übung hinter sich hatten und gleichzeitig in England für Tasteninstrumente zu hoher Blüte gelangten, mittels der Variation. 19 Unser Meister variiert ein einfaches Tanzthema zu neuen Sätzen, so daß nun vier thematisch verbundene Tänze entstehen. Die Variierung erfolgt in verschie- denen Formen, die einander zu einem reichen fließenden Klangbild durchdringen: in bloß mechanischer Taktverwandlung; durch Veränderungen von Melodie, Rhythmus, Harmonik bei deutlich erhaltenem Gesamtthema; durch Motiventnahme für neue Abschnitte. So entsteht ein Reichtum an Gegensätzen, gegen welche die Veränderungen früherer Variations- reihen eintönig und arm an Kontrasten erscheinen. 20 Sucht man innerhalb der vier Sätze einer Suite nach dem Ausgangsthema des Schöpfers, so scheiden nach den Grundsätzen des 16. und 17. Jahrhunderts 21 die Tänze mit ungeradem Takt (Intrada und Galliarda) aus . Es bleiben Padouan und Dantz, von denen wieder die erstere wegen ihres komplizierteren Baues nicht in Betracht kommt. Der Dantz dagegen scheint wegen seiner liedmäßigen Einfachheit als Ausgangsthema gut geeignet, und die Verwandlung desselben zu den drei anderen Tänzen ist unschwer zu erkennen. Betrachtet man die Tänze der Reihe nach, so wird eine wundervolle Verknüpfung bei reichen Gegensätzen sichtbar. Voran steht die gemessene, reich gebaute Padouan im Vierertakt. Die Melodie ist oft bis zur Unkenntlichkeit mit Verzierungen und Passagen verschnörkelt. Belebte Stimmführung, Nachahmungen, kunstvolle Harmonik schaffen ein Gebilde, das schon durch fortwährenden rhythmischen Wechsel den eigentlichen Tanzcharakter aus- schließt. Die Padouan rückt dadurch von den übrigen tanzbaren Sätzen der Suite ab und wird zu einer Art Vorspiel von ernstem, feierlichem Charakter. Nur einige beschwingte 11 lustige Padouanen" sind in dem Werk von 1611 enthalten. Die eigentliche Tanzreihe eröffnet die Intrada im Tripletakt mit schlichtem Bau, gleich- mäßiger Rhythmik, einfachem Satz, Note gegen Note . Die Intrada ist auch sonst gern „ein 43

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