125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

Protestanten nicht. Was in dieser Zeit mit Peuerl geschehen ist, wissen wir nicht. In den Listen der Auswanderer (1629), die den Zehent ihres Vermögens abliefern mußten, ist sein Name nicht zu finden: vielleicht, weil er kein Vermögen besaß, vielleicht, weil er in Steyr blieb. Möglich ist natürlich auch, daß Peuerl 1629 nicht mehr lebte oder daß die Listen unvollständig waren. Geiringer führt an, daß in den Bescheidprotokollen der obderennsi- schen Landstände am 26. März 1625 eine Wittib Elisabeth Peuerlin genannt wird. War sie Peuerls Witwe? Darüber erfahren wir aus dem Protokoll nichts, nur daß es sich um 140 fl. 11 contra Einnember" handelt. 1652 findet sich auf einer Beicht- und Kommunionsliste ein Georg Peuerl, der vielleicht ein Sohn des Organisten gewesen ist - Beweis gibt es keinen dafür. Die 11 Gantz neuen Padouanen" bleiben das letzte sichere Zeugnis von Peuerls Leben und Arbeit . So wie sein Geburtsjahr (1580) ungewiß ist, so ungewiß ist auch sein Todesjahr . Sicher ist nur, daß er in Steyr eine Zeit reichen Schaffens verbrachte. PAUL PEUERL, KOMPONIST UND ORGELBAUER Peuerls erhaltene Instrumental- und Vokalwerke füllen einen schmalen Druckband von 70 Seiten. Sie wurden in den Denkmälern der Tonkunst in Osterreich 1929 in einem Neudruck herausgegeben, so daß sie Bibliothekbenützern zur Verfügung stehen. Einzig der herrliche Vokalsatz: 11 0 Musica, du edle Kunst" gelangte in verbreitete Chorsammlungen ( 11 Gesellige Zeit", 11 Singende Gemeinde" ) und gab einer großen Zahl Musizierender die Ahnung von einem ganz köstlichen Meister. Einzelne Instrumentalsätze sind in wenig bekannten Sammlungen (A. Einstein, Beispielsammlung zur Musikgeschichte 4. A. 1930 u. a.) abgedruckt und daher nicht allzu verbreitet. Gleichzeitig mit der Neuherausgabe von Peuerls Werken in den Denkmälern der Tonkunst erschien im 1 6. Bd. der Beihefte der Denk- mäler eine eingehende Analyse der Kompositionen des Meisters von Karl Geiringer, die seither allen Arbeiten über den Komponisten zugrunde liegt und deren Ergebnisse auch hier im wesentlichen dargelegt werden. 16 Wir kennen vier Werke Paul Peuerls: drei Tanzfolgen, eine Sammlung von Vokalsätzen Die erste der Tanzfolgen ist 1611 bei Abraham Wagenmann in Nürnberg erschienen 17 und leitet die Entwicklung der deutschen Variationensuite ein. Ein einfaches Tanzthema wird mehrfach zu neuen Formen verwandelt. Die Suite enthält, wie der Titelkupfer sagt: 11 Newe Padouan / Intrada Däntz und Galliarda / ... Componiert Durch Pauln Bäwerl / der zeit bestelten Organisten bey der Evangelischen Kirchen zu Steyer / in Osterreich ob der Ennß." 18 In der Widmung an den 11 gutherzigen Leser " bittet der Komponist, er möge mit 42

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