125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963
Sie so offt behölligen thue, welches ich doch, Gott weiß, gern underlassen wollte, da mich die große Noth nit darzu zwingen thet ... wöllen meiner nit vergessen ..." Mit wieviel Freude waren sie alle in Steyr begrüßt worden, Prediger, Rektoren, Schul- gehilfen, Kantor und Organist, und nun bettelten sie um ihren Sold, wie die Akten im Stadt- archiv zeigen. Es hatte sich wenig seit der Bittschrift geändert, die Rektor Brunner 1567 an den Rat gerichtet hatte. 13 Schlechte Besoldung, mangelhafter Zustand der Schule, Schüler, die sich von Haus zu Haus durchbetteln mußten. Als Peuerl 1611 seine „Newe Padouane" bei Wagenmann in Nürnberg drucken ließ, nannte er sich darauf „bestelten Organisten bey der Evangelischen Kirchen zu Steyer". 1613 ließ er auf seinen, ebenfalls bei Wagenmann herausgekommenen, ,,Weltspiegel" drucken: ,,Der löblichen Stadt Steyr ... bestellten Organisten." Die tatsächliche Bestallung aber erfolgte 1.614 und ist im Konzept erhalten. Ihr ist zu entnehmen, daß Peuerl bereits mit der Kündi- gung gedroht hatte, da er mit seinem ihm fallweise zugestandenen Gehalt nicht auskommen könne. Er verlange nun wöchentlich 3 fl. Ordinaribesoldung, freie Wohnung, 20 Klafter Holz oder dafür 20 fl ., dazu eine gebührliche Taxe für seine Verwendung bei Hochzeiten, Brautspielen und Mahlzeiten. Die Stadt richtet die Orgel her, Peuerl sorgt für ihre Instandhaltung, ohne dafür etwas zu bekommen, außer die Orgel erlitte einen besonderen, von ihm nicht verschuldeten Schaden. Sollte er gehen, übergibt er die Orgel in gutem Zustand. Freie Wohnung wird ihm zugesagt, dazu jährlich 140 fl. bar, eine Fuhre Holz und 20 fl. jährliche Bewirtung. Als erster Zahltag wird Georgi (24. April) des Jahres 1614 festgelegt. Für ein Jahr bleibt die Abmachung unveränderlich. Für Hochzeiten wurde als Taxe 1 Taler festgesetzt, für Brautspiel und Mahlzeit je einen halben Taler - mehr solle er nicht fordern, doch ist eine freiwillige Mehrbezahlung nicht verboten. Ein Exemplar des Dekrets mit dem Datum 27. Februar 1614 ging an Peuerl, das zweite an die Kirchenverweser. Damit endet, was wir über Peuerl aus dem Archiv erfahren können, doch schweigt damit noch nicht jede Quelle. Aus dem Jahre 1618 ist ein Vertrag bekannt über den Bau einer Orgel in Wilhering, 1620 erschienen bei Wagenmann „Ettliche lustige Paduanen, vom Verleger dem Herzog Johann Casimir von Sachsen gewidmet 14 und 1625 das letzte uns bekannte Werk, die „Gantz neuen Padouvanen". Mit dem Jahre 1625 brechen die Nachrichten über Peuerl endgültig ab. In Steyr war 1624 die Schulkirche gesperrt worden 15 , die Prädikanten und Lehrer mußten die Stadt verlassen. Einquartierungen der Soldaten Herberstorffs bereiteten der Zeit der Religionsfreiheit ein hartes Ende. Auswandern oder bekehren, eine andere Entscheidung gab es für die Steyrer
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