125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

dortigen Organisten Paul Peuerl für Steyr zu gewinnen. Mit dem alten Organisten hatte es schon seit Beginn des Jahres 1608 Unstimmigkeiten gegeben. 5 Er klagte über die schlechte Bezahlung und den Türmer, der ihn immer mehr bei Verlobungen, Gastmälern und Hoch- zeiten verdränge, auf denen sonst immer der Organist für Musik gesorgt habe. Die Stadt- gemeinde war nun zwar bereit gewesen zu helfen, klagte aber ihrerseits, daß der Organist „der Orgel nachlessig auswarth", und drohte, falls er sich nicht bessere, seinen Lohn wieder zu kürzen. Die Wiedereinsetzung des evangelischen Kirchenministeriums im August 1608 gab nun den Stadtvätern eine willkommene Gelegenheit, sich um einen neuen Organisten zu bemühen. Dem „Schul-Collega" Spanesberger aus Steyr gelang es so leicht, den Rat von Steyr für den Organisten von Horn zu interessieren. Er spielt bei Peuerls Übersiedlung nach Steyr eine große Rolle und wird von diesem als sein Gönner bezeichnet. Hans Gottfried Freiherr von Clam (1598-1673), ein Schüler Isac Spanesbergers an der evangelischen Land- schaftsschule in Linz, nennt ihn in seiner Familienchronik einen „gelahrten Mann", der neben seinem Lehrberuf „dabei gleichwohl Eisennägel und Messer, auch Sensen neben seinem Consorten Colmann gehandelt" habe.ü So nennt ihn Peuerl mit Recht in der Adresse seines Briefes „Herrn Isac Spannesberger, Burger und Handelsmann zu Steyer, mein groß- günstigen Herrn und Befürderer". Um über eine Anstellung in Steyr zu verhandeln, trafen sich Bürgermeister Jahn und P. Peuerl in Krems. 7 Letzterem war der Gedanke, nach Steyr zu übersiedeln, von Anfang an sympathisch. Von keiner Adelsfamilie beherrscht, bot es einem künstlerisch ambitionierten Mann ein weites Betätigungsfeld. Horn dagegen hatte in Reinhard von Puchheim einen strengen Stadtherrn, dem es gefiel, seine Untertanen zu „examinieren und zu tummeln" . 8 Auch Peuerl war ein Untertan Puchheims und mußte hart kämpfen, um von ihm loszu- kommen. Am 22. August 1609 erging die offizielle Anfrage der Stadt Steyr an Peuerl, ob er von Horn freikomme und wann er seinen Dienst in Steyr würde antreten können. In einem gleich- zeitigen Schreiben an Tydeus spricht der Rat die Bitte aus, bald zu kommen, und es wird erwähnt, daß auch Peuerl „mit Verlangen" erwartet werde. 9 In Horn aber stritt sich Peuerl mit dem Stadtherrn herum. Ein langer Brief an Spanesberger erzählt am 24. · August 1609, daß Herr von Puchheim ihn nicht vor Jahresfrist freigeben wolle. Er wolle nämlich eine neue Orgel kaufen und wisse, daß er, Peuerl, ,,damit umbgehen khunde", auch sei er zornig, weil ihm der Rektor der Schule gesagt habe, daß Peuerl und noch jemand daran schuld seien, daß Tydeus nach Steyr berufen wurde . Daß Tydeus sowie- so resignieren und von Horn wegwolle, helfe ihm gar nichts. Puchheim habe gedroht, er wolle dem Rat der Stadt Steyr schreiben, daß er Peuerl wieder „abkhünde", also die Berufung zurückzöge. Nun habe er neuerdings zum Jahresende gekündigt und damit wieder-

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