125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963
Sohne Balthasar, der sich verpflichtete, seinen alten Vater zu pflegen, dafür aber in den Besitz der Instrumente gelangte. Zu seinem Nachfolger bestellte dieser mit Zustimmung des Stadtrates am 30. März 1620 seinen Sohn Balthasar, der nun bis 1638 das Turneramt ausübte. 83 In der Barockzeit wirkten durch mehrere Jahrzehnte die Stadtturnermeister Wolf Jakob Lauffensteiner und Ferdinand Sertl. Lauffensteiner erhielt am 30. Juni 1666 die Turner- meisterstelle und 1667 das Bürgerrecht. Bis zum Jahre 1679 war er nebenberuflich als Rauch- fangkehrer tätig. Einer Bittschrift, die er am 20 . März 1682 an den Magistrat richtete, entnehmen wir, daß er für neun Kinder zu sorgen hatte und sich auch als Komponisti betätigte: ,,Was ich in instrumentalisch Music in Zeit meiner Bedienung componirt damit Tag vnd nacht öffters laboriert, vnd mich dermassen destruirt, d(a)ß Ich es irzo an meiner gesundtheit merkhlich empfinde, vnd Vost (fast) täglich schmerz(en) in Kopf vnd Leib leide ..." Nach dem Ableben Lauffensteiners im Jahre 1689 überließ der Magistrat das Turneramt der Witwe Susanna Lauffensteiner bis zur Übernahme desselben durch Ferdinand Sertl am 15. Juli 1691 . 84 Bekanntlich geht die Entstehung der Wallfahrtskirche Christkindl auf diesen Turnermeister, der aus Melk zugezogen war, zurück. Um von der Fallsucht ·geheilt zu werden, kaufte er um 1695 von den Cölestinerinnen in Steyr ein aus Wachs geformtes Christkindl, stellte es in die Höhlung einer Fichte in einem Wäldchen oberhalb der Ortschaft Unterhimmel und verrichtete dort wöchentlich Bittandachten. Um 1696 war Sertl von seiner Krankheit befreit. Obwohl er seine Heilung verschweigen wollte, wurde sie doch . in Steyr und in den umliegenden Orten bekannt. Immer mehr Leute pilgerten in der Folgezeit „Zum gnadenreichen Christkindl im Baum unterm Himmel" und fanden Erhö- rung. 85 Im November 1 725 übernahm Sertls Sohn Franz die Turnermeisterei und leitete sie bis zum Jahre 1759. 86 Mit Rücksicht auf die noch zur Zeit Maria Theresias ungünstige Wirtschaftslage der Eisen- s tadt fand 1751 die Landesfürstliche Repräsentation und Kammer den Betrag von 128 fl. 10 kr. für Bekleidung und Mäntel der Turner zu hoch. Sie verlangte eine den Linzer Verhält- nissen entsprechende Regelung, nämlich 52 fl. für Kleidung und 20 fl. als Diskretion. Die Mäntel habe das Pfarrkirchenamt zu furnieren. Auch die Ausgaben für die Corporis-Christi- Prozession seien zu kürzen. 87 So wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die alten Benefizien der Turnermeister allmählich abgebaut. Amtliche Befehle und bürgerliche Musikanten beeinträchtigten merklich ihren musikalischen Wirkungskreis. Die Pflege der Hausmusik ist in den Quellen nur angedeutet. Ratsprotokolle aus dem 16. Jahrhundert berichten von bürgerlichen Geigern 88 und vom Gebrauch der stillen Instru- mente „in den Häusern". 89 Auf öffentlichen Plätzen hingegen nahm 1595 das Pfeifen,
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