125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

Wessel dichtete im genannten Jahr zum Lob der Steyrer Meistersinger auch ein Lied. Als Begründer der hiesigen Singschule nennt er die Messerer Thomas Springenstain, Stoffe- roder, Erhard Engelauer, Melcher Klad, Martin Fronberger, die Ahlschmiede Severin und Hans Kriegsauer, die Schleifer Simon Hauerstein und Michael Schlaher, den Scherschmied Christoph Weixelbraun, den Weber Matthäus Grandler, den Kürschner Friedrich Fachenback und Jeronimus Keller. 5 !l Von den bisher bekannten 34 Meistersingern, die sich dauernd oder nur vorübergehend in Steyr aufhielten, waren Severin Kriegsauer, Peter Heiberger, Lorenz Hagmair und Nikolaus Lindtwurm die bedeutendsten. Der Ahlschmied Severin Kriegsauer, dessen Name noch in einem Stadtsteuerbuch aus dem Jahre 1567 und im Ratsprotokoll vom 4. Jänner 1570 aufscheint, 60 ist mit seinen fünfzehn eigenen Weisen oder „Meis tertönen" (z. B. ,,neue Jarweis, Morgenweis, Bauernton, Beller- ton, kurtze Affenweis"), die auch bei den Nürnbergern Anklang fanden, der berühmteste Meistersinger Osterreichs. Zwei wertvolle Liederhandschriften 61 verdanken wir dem Nadler Peter Heiberger, der sich als „Liebhaber des deutschen Meistergsang zu Steyr" bezeichnet und in den Jahren 1599, 1603 und 1607 Singschulen veranstaltete. 62 Ein eifriger Förderer der Steyrer Meistersinger war der in den Ratsprotokollen in Stadt- angelegenheiten häufig erwähnte bürgerliche Messerer und „Teüdscher Poeterey liebhaber" Lorenz Hagmair, dessen Erzeugnisse als Marke „die Nader mit dem überworfnen Schwanz" zeigten. Hagmair war vermählt mit der Messerer-Witwe Ursula Ridler. In der Zeit der Gegenreformation, am 20. März 1626, kündigte er sein Bürgerrecht. 63 überaus verdient um die Veranstaltung von Singschulen machte sich der Bortenschlager Nikolaus Lindtwurm, der 1599 in Steyr das Bürgerrecht erwarb und 1616 das Haus Pfarr- gasse Nr. 7 käuflich an sich brachte . In einem Zeitraum von 14 Jahren führte er mit Geneh- migung des Rates sieben Singschulen durch. Von ihm sind folgende Gesänge bekannt: ,,Das gerechte Urteil" oder „Das Pferd mit dem Ehrtrunk" in der „gulden Mundlippenweiß Conrad lipps"; ,,Ein schön gebet in der gesprengten Negeleinweis M. Georg Danbecken"; ,,Der Knab mit den Weibern in der Sommerweiß Heinrich Endres". Von Lindtwurm stam- men ferner zwei Töne : die „starcke Lindtwurmweis" und die „rürende Rösselweis ". Im Jahre 1627 verließ der Bortenschlager unsere Stadt. Er dürfte sich in Kolmar ansässig gemacht haben. 64 24

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