125 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1838-1963

Während über die Musikpflege auf der Burg keine sicheren Nachrichten vorliegen, kann die kircherunusikalische Betätigung bereits aus Archivalien des Spätmittelalters nachgewiesen werden. Wahrscheinlich schon in der ersten Hälfte des 13 . Jahrhunderts erfolgte in Steyr der Bau einer Pfarrkirche. Sie unterstand der von den Otakaren gestifteten Benediktiner- abtei Garsten. Der Abt dieses Klosters war, wie 1305 Heinrich von Preuhaven mit der Gemein der Ritter und der Richter Peter Panhalm bestätigten, der "rechte Pfarrer" über die Stadtpfarrkirche, Burgkapelle und über das Bürgerspital. 4 Bekanntlich wurde in den Ordenshäusern, besonders in jenen der Benediktiner, nicht nur viel musiziert, sondern es wurden auch musiktheoretische Studien betrieben. 5 Die der Stadt benachbarten Klöster Garst en und Gleink standen auf diesem Gebiet nicht abseits. Aus beiden Abteien verwahrt die Linzer Studienbibliothek mittelalterliche liturgische Hand- schriften, deren Texte mit Neumen 6 versehen sind. Ein Garstner Kodex aus dem 13. Jahr- hundert enthält Fragmente einer Monochordteilung. 7 Es darf daher mit Sicherheit angenom- men werden, daß die Musik in der Stadtpfarrkirche bis zur Einsetzung eines Stadtschul- meisters8 von Mönchen aus Garsten besorgt wurde. Aber auch in den folgenden Jahr- hunderten übte das Kloster, wie noch gezeigt werden wird, einen großen Einfluß auf die sakrale Musik in Steyr aus. Die aus dem 14. und 15. Jahrhundert erhaltenen Gottesdienststiftungen deuten die kirchen- musikalische Betätigung in der Stadtpfarrkirche nur ungefähr an, einen tieferen Einblick gewähren sie nicht. Aber wir erfahren, daß schon das erste, vermutlich spätromanische Gotteshaus mit einer Orgel ausgestattet war, daß die Leitung der Kirchenmusik dem Stadt- schulmeister oblag und zum Chorgesang Schüler herangezogen wurden.9 Auf Grund einer Entscheidung, die 1437 Herzog Albrecht V. fällte, hatte die Anstellung des Schulmeisters im Einvernehmen zwischen dem Abt von Garsten und den Bürgern der Stadt Steyr zu erfolgen. 10 Im Jahre 1443 wurde mit dem Bau der jetzigen Pfarrkirche begonnen. Sie wurde an der Stelle des alten Gotteshauses im Lauf der nächsten Jahrzehnte aufgeführt.lt Die neue Orgel, die in dieser Kirche 1478 zur Aufstellung gelangte, war ein Werk des Orgelbauers Hannes Laus aus Deggendorf in Bayern. 12 Völlig unbekannt sind bisher die im Mittelalter in der Stadtpfarrkirche aufgeführten Chor- gesänge geblieben. Jedenfalls war auch in Steyr der Gregorianische Gesang nicht unbekannt. 13 Eine Chorstiftung aus dem Jahre 1495 verlangt, daß Schulmeister und Schüler das Salve regina, dem Kirchenjahr entsprechend, täglich singen, dreistimmig aber an Sonn- und Feiertagen. 14 Zu einer den damaligen kulturellen Verhältnissen entsprechenden Entfal- tung dürfte der Pfarrkirchenchor kaum gelangt sein, da am Ausgang des Mittelalters noch immer am Langhaus der Kirche gebaut wurde.

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