1100 Jahre Benediktinerstift Kremsmünster 1877

Einleitung. Die Marienverehrung des heiligen Benedikt. Zu Rom bestand zu Ende des 5. Jahrhundertes der christlichen Zeitrechnung eine Kapelle in dem Palaste des hoch¬ angesehenen Geschlechtes der Anizier, welche in derselben die häusliche Verehrung der seligsten I. Maria ganz vorzüglich pflegten. Der Altar in dieser Kapelle stellte die jungfräuliche Mutter dar, welche in ihren Armen den göttlichen Sohn hält, der in der Linken ein Kreuzlein trägt, während die Rechte segnend sich erhebt. Vor diesem Altare, so erzält die fromme Legende, kniete und betete täglich ein adeliger Jüngling, der sich gerade in Rom dem Studium der freien Künste und Wissenschaften hingab, mit aller Jnnigkeit und Andacht, und erfreute sich eines solchen gnadenvollen Umganges mit der Gebenedeiten unter den Weibern (Benedicta in mulieribus) daß diese einst den heiligmäßigen Jüngling ihren Gebenedeiten (Benedictus) nannte. — Dieser Jüngling war der Patriarch des abendländischen Ordenslebens, der Stifter des nach ihm benannten Benediktiner=Ordens, der wahrhaft große heilige Ordensvater Benedikt. Aus dem durch hohes Alter baufällig gewordenen Palaste der Anizier ward später zu Ehren des heil. Benedikt eine Kirche erbaut, in deren Vorhalle sich jene unversehrte Kapelle, die

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