1100 Jahre Benediktinerstift Kremsmünster 1877

10 herrlichen Magnificat (das bekannte Loblied Mariens) sangen und so den vom hl. Ordensvater gepflanzten Samen der Marienverehrung sorgfältig und gewissenhaft pflegten. Es ist nicht zu zweifeln, daß die frommen Männer gleich ihrem ehrwürdigen Ordensstifter oft vor einem, wenn auch in künstlerischer Beziehung noch so primitiven Bilde oder Altare der vom Boten Gottes selbst begrüßten Benedicta (Ge¬ benedeiten) als wahre Benediktiner dem Schutze der seligsten Jungfrau sich empfahlen. Gewiß aber bestand bereits im 11. Jahrhunderte neben der damals noch hölzernen Klosterkirche eine gleichfalls aus Holz erbaute Frauenkapelle, die im 13. Jahrhunderte unter Abt Rudolf durch eine steinerne ersetzt wurde, in welcher Abt Ernest v. Ottsdorf um die Mitte des 14. Jahrhunderts das ewige Licht stiftete und aus welcher nach mannigfaltigen Aenderungen und Umhauten vom Abte Erenbert II. die gegenwärtige Frauenkapelle erbaut und am 25. Oktober 1677 feierlich eingeweiht wurde so daß die Marienverehrung in Kremsmünster insbesonders heuer auch ein Jubiläum feiert. Diese Frauenkapelle stellt in den Bildern und Statuen ihrer 3 Altäre die Gottesmutter in ihrer unbefleckten Reinigkeit, in ihrem Schmerze und in ihrer Verherrlichung vor und erinnert in den altdeutschen Bildern der verkündeten und thatsächlichen Menschwerdung Jesu Christi, an den Welterlöser, zu dessen Ehre Kirche und Kloster gestiftet wurde. Jährlich am Vorabende des Patrozinismus der Kapelle (Maria Himmelfahrt 15. August) zieht der Abt im Pontifikal¬ ornate mit zahlreicher Assistenz zum Hauptaltar der Kapelle, um denselben während des feierlichen Magnificat zu beräu¬ chern. Die liebliche Kapelle ist von jeher das traute Plätzchen innigen Gebetes für alle frommen Seelen und andächtigen Marienkinder geworden und besonders zahlreich sind die heil.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2